Straßennamen

Gabriele Tergit

 

Gabriele Tergit, Pseudonym von Elise Hirschmann, verh. Reifenberg, weiteres Pseudonym Christian Thomasius (* 4. März 1894 in Berlin, † 25. Juli 1982 in London), Journalistin und Schriftstellerin

Die Gabriele-Tergit-Promenade im Bezirk Tiergarten verläuft vom Reichpietschufer bis zur Linkstraße in der Nähe des Potsdamer Platzes. Die Benennung erfolgte am 2.5.1998.

 

Als „Höhere Tochter“ eines jüdischen Unternehmers wird Elisabeth Hirschmann in der sozialen Frauenschule von Dr. Alice Salomon in Berlin unterrichtet. Ihr Abitur holt sie nach dem ersten Weltkrieg nach, als sich die Zugangsbedingungen für Frauen zum Studium ändern. Sie studiert ab 1919 Soziologie, Philosophie und Geschichte in Berlin, München, Heidelberg und Frankfurt am Main.

Nach ihrer Promotion in Frankfurt am Main arbeitet sie als Journalistin beim „Berliner Tageblatt“. Als weibliche Pionierin ihrer Zeit schreibt sie Gerichtsreportagen aus vielen Verhandlungssälen Berlins, hauptsächlich aus dem Kriminalgericht in Moabit. Ihr Pseudonym Tergit kreiert sie als Anagram (Schüttelwort) aus dem Wort Gitter. Der Name Gabriele stammt als Spitzname aus ihrer Kindheit. 1928 heiratet sie den Berliner Architekten Heinz Reifenberg. Sie zieht mit ihm und ihrem gemeinsamen Sohn Peter nach Tiergarten, Siegmundshof 22.

1931 schreibt sie ihren ersten zeitkritischen Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“, der ein Jahr darauf im Rowohlt Verlag erscheint. Damit wird sie schlagartig berühmt. Die Handlung rankt sich um einen Volkssänger, der für eine Saison ein großer Star am Kurfürstendamm wird und dann wieder in der Anonymität verschwindet. 1933 sieht sie sich auf Grund ihrer jüdischen Herkunft gezwungen, Deutschland zu verlassen. SA-Leute dringen in ihre Wohnung ein. Sie flieht mit ihrer Familie nach Prag, anschließend nach Palästina und lebt schließlich ab 1938 in London.

Ihren zweiten Roman „Effingers“, den sie bereits 1931 in Berlin beginnt, beendet sie 1951 im Exil, aber der Erfolg bleibt aus. Auch ihre weiteren Romane „War’s eben“ und „Der erste Zug nach Berlin“ finden keinen Verleger mehr. Sie gerät immer mehr in Vergessenheit.

1957 wird sie zur Sekretärin des P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland gewählt. Dieses Amt behält sie bis 1981 inne. Gabriele Tergit veröffentlicht noch drei Bände mit Biografien und Autobiografien der Mitglieder.

Im Rahmen der Berliner Festwochen 1977 wird sie überraschend wiederentdeckt. Man feiert sie ironischer Weise als Neuentdeckung des Jahres. Gabriele Tergit hat zu diesem Zeitpunkt bereits das 80. Lebensjahr überschritten, und nun erlebt sie, wie ihre Werke neu aufgelegt werden. Sie schreibt ihr für sie wichtigstes Werk „Etwas Seltenes überhaupt“, ein Buch über ihr eigenes Leben. Die Veröffentlichung 1983 erlebt sie leider nicht mehr. Sie stirbt ein dreiviertel Jahr zuvor.