Straßennamen

Sophie Scholl

 

Sophie Scholl (* 09. Mai 1921 in Forchtenberg, † 22. Februar 1943 in München), Studentin und Widerstandskämpferin

Die Geschwister-Scholl-Straße, vormals Prinz-Friedrich-Karl-Straße, wurde im Oktober 1949 umbenannt. Die Straße bezeichnet die Passage von der Ebertsbrücke bis zum Anschluss Universitätsstraße.

 

Rund zwei Mordanschläge jährlich wurden auf den Diktator Adolf Hitler verübt; insgesamt 42 Attentatsversuche sind bekannt. Die Attentate scheitern fast alle an dem Faktor Zufall. Dem Attentäter auf den Führer und dem, der sich des Hochverrats schuldig macht, droht dem Reichsstrafgesetzbuch nach die Enthauptung. Sophie Scholl geht als Mitglied der Münchener Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ bewusst das Wagnis des Hochverrats mit all seinen Konsequenzen ein.

Die „Weiße Rose“, eine christlich motivierte Münchener Widerstandsgruppe, besteht überwiegend aus jungen Studenten. 1942 gegründet, richtet sie unentdeckt fünf Plakataktionen gegen das Hitlerregime aus. Bei der sechsten Aktion gehen die jungen Menschen der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) ins Netz. Sophie Scholl gehört neben ihrem Bruder Hans zu dieser Widerstandsgruppe. Dabei sind die aus Baden-Württemberg gebürtigen Geschwister Scholl zunächst regimetreu. Aus einem liberalen Haus stammend – der Vater ist Bürgermeister, die Mutter bis zur Eheschließung Diakonieschwester –, genießen sie gegen den Willen des Vaters zunächst die naturverbundenen Aktivitäten der nationalsozialistischen Jugendbewegung.

Sophie Scholl, eines von fünf weiteren Scholl-Kindern, kehrt dem „Bund deutscher Mädchen“ jedoch den Rücken, als sie erfährt, dass ihre jüdischen Freundinnen von der Bewegung ausgeschlossen ist. Zum völligen Bruch mit dem Regime kommt es im Herbst 1937, als drei der Schollgeschwister wegen der Teilnahme an der illegalen „Deutschen Jungenschaft vom 1.11.1929“ vorübergehend verhaftet werden. Sophie Scholl ist zu diesem Zeitpunkt gerade 16 Jahre alt. Sie macht das Abitur, lernt Kindergärtnerin. 1942 geht sie zu einem Biologie- und Philosophiestudium nach München. Dort stößt sie zu dem Freundeskreis ihres Medizin studierenden Bruders und gründet mit ihm sowie weiteren Freunden die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.

Die Zukunftsvisionen dieser jungen Menschen, deren Leben teils bereits von Fronterfahrungen im Osten getrübt ist, bestehen aus einem föderalistischen Deutschland in einem vereinten Europa.

Mehr als 1.200 Plakate bringt die „Weiße Rose“ während ihrer sechsten und letzten Plakataktion Anfang 1943 in München in Umlauf. Da hat Hitler mit Stalingrad bereits sein Waterloo erlebt. Auf ihren Plakaten heißt es: „Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern.“

Über den mitverschworenen Helmuth von Moltke gelangt das Flugblatt über Skandinavien nach England. Ende 1943 werfen britische Flugzeuge Hunderttausende Kopien dieses Flugblattes über Deutschland ab. Jetzt heißt es: „Ein deutsches Flugblatt – Manifest der Münchner Studenten.“ Da sind die Mitglieder der „Weißen Rose“ jedoch bereits verhaftet, verurteilt und Sophie und ihr Bruder Hans getötet. Das Urteil des Münchener Volksgerichtshofes unter Vorsitz von Roland Freisler wird in der JVA Stadelheim vollstreckt. Hier saß im Sommer 1922 auch Adolf Hitler drei Tage wegen Landfriedensbruch. 1934 wurde in Stadelheim der SA-Stabschef Ernst Röhm in Zelle 70 erschossen.

Nicht zuletzt durch den vielfach preisgekrönten Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ (2005, Regie: Marc Rothemund, Hauptrolle: Julia Jentsch) ist Sophie Scholl heute einem breitem Publikum ein Begriff. Seit kurzem genießt sie auch die zweifelhafte Ehre, Teil des Berliner Wachsfigurenkabinetts Madame Tussauds zu sein.