Straßennamen

Hannah Arendt

 

Hannah Arendt (* 14. Oktober 1906 in Linden bei Hannover, † 4. Dezember 1975 in New York), Philosophin, Politikwissenschaftlerin, Publizistin

Die Hannah-Arendt-Straße liegt zwischen Wilhelmstraße und Ebertstraße in unmittelbarer Nähe des Holocaust-Mahnmals und trägt ihren Namen seit Mai 2005.

 

Hannah übersiedelt mit ihrer Familie im Alter von drei Jahren nach Königsberg und findet dort im Haus ihres angesehenen und auch wohlhabenden Großvaters eine neue Heimat. Sie wächst in einem jüdisch-assimilierten Elternhaus auf und erfährt eine sozialdemokratische Erziehung. Nach dem frühen Tod ihres Vaters und dem Ende der Schulzeit beginnt sie ihr Studium der Philosophie und Theologie in Marburg und studiert später in Freiburg und Heidelberg, wo sie 1928 promoviert.

1929 heiratet Hannah Arendt den Philosophen Günther Anders, das Paar lebt in Berlin. Sie beginnt ihre Studien zur deutschen Romantik und setzt sich mit den auch für sie selbst wichtigen Bedingungen der gesellschaftlichen Assimilation der Juden auseinander. Ihre Forschungen sind zum großen Teil bereits 1933 abgeschlossen. Aber erst im Jahr 1959 erscheint Hannah Arendts Werk „Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik“.

Im Jahr 1933 muss Hannah Arendt aufgrund ihrer jüdischen Herkunft Deutschland verlassen, sie emigriert über Prag und Genf nach Paris, wo sie in verschiedenen jüdischen Organisationen als Sozialarbeiterin tätig ist.

Ihre Ehe mit Anders wird bereits 1937 geschieden, im Exil begegnet sie dem Philosophiedozenten Heinrich Blücher, und beide finden zusammen. Das Paar heiratet 1940, und sie fliehen 1941 über Lissabon nach New York.

Dort erfahren sie 1942 vom Holocaust, und aus der Auseinandersetzung mit dem Geschehen in Deutschland entsteht Arendts Werk „Elemente und Ursprünge totalitärer Herrschaft“, in dem sie die Entstehungsbedingungen des staatlichen Totalitarismus im 19. Jahrhundert mit der Entstehung des Antisemitismus verbindet. Sie arbeitet anfangs als Journalistin und wird Cheflektorin in einem großen Verlag. Sie schreibt polemische Artikel über die Judenverfolgung und macht sich bald als politische Philosophin einen Namen.

1951 erhält Arendt die amerikanische Staatsbürgerschaft und 1953 ihre erste Philosophieprofessur am Brooklyn College in New York. Eine weitere Professur folgt von 1963 bis 1967 in Chicago, und sie ist neben dieser Aufgabe in diversen Vorständen wissenschaftlicher und kultureller Institutionen tätig. Sie wird zunehmend zu Vorträgen und Seminaren ins Ausland eingeladen und erhält zahlreiche Auszeichnungen und Ehrendoktorate. Ihre Europareisen führen sie auch wieder nach Deutschland.

Hier setzt sie sich mit den vergangenen Ereignissen auseinander und findet den Mangel an politischer Aufarbeitung in ihrer Heimat erschreckend. Hannah Arendt hat sich ihr Leben lang für politische Ereignisse interessiert, diese aus ihrer Sicht kommentiert und sich somit auch einer öffentlichen Kritik gestellt.

So berichtet sie 1961 für die Zeitung „The New Yorker“ aus Jerusalem über den Eichmann-Prozeß, 1963 erscheint ihre Dokumentation „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“.

Zu Arendts Veröffentlichungen gehören neben unzähligen Publikationen auch Essays über Bertolt Brecht und Walther Benjamin, außerdem gibt sie Franz Kafkas Tagebücher heraus. Sie wird u. a. mit dem Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet, der sie seit 1958 angehört. 1973 wird Hannah Arendt Vorstandsmitglied im PEN-Zentrum Amerikas, zwei Jahre später verstirbt sie in New York.

Ihr zu Ehren wird seit 1995 der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken jährlich an Personen verliehen, die im Sinne der politischen Theoretikerin Hannah Arendt zu öffentlichem politischen Denken und Handeln beitragen.