Straßennamen

Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff

 

Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff (* 2. Dezember 1909 auf Schloss Friedrichstein in Ostpreußen; † 11. März 2002 auf Schloss Crottorf bei Friesenhagen, Rheinland-Pfalz)

Der Marion-Gräfin-Dönhoff-Platz liegt in Berlin Mitte. Die Benennung fand am 25.3.2011 statt. Die Straße verläuft zwischen Leipziger Straße und Krausenstraße.

 

Marion Hedda Ilse wird 1909 auf Schloss Friedrichstein, dem Familiensitz in Ostpreußen, geboren. Der Vater ist Reichstagsabgeordneter und die Mutter eine Palastdame der Kaiserin Augusta Viktoria. Marion ist das jüngste von 7 Kindern und wächst in einer privilegierten Gesellschaft auf. Ihr Vater stirbt, als sie 10 Jahre alt ist.

Als Vierzehnjährige überlebt sie einen schweren Autounfall, bei dem zwei ihrer Freunde ums Leben kommen. Die Familie schickt sie, um sie von der Unglücksstelle fern zu halten, auf ein Mädchenpensionat in Berlin, in dem sehr strenge Regeln herrschen.

1932 entscheidet sich Gräfin Dönhoff für ein Studium der Volkswirtschaft in Frankfurt am Main. Die Machtergreifung des NS-Regimes stößt bei ihr auf Ablehnung. Sie verteilt Flugblätter, reißt Plakate, die Lehrer als Juden denunzieren, von den Wänden und versucht die Fahne mit dem Hakenkreuz vom Dach der Uni zu entfernen.

Durch ihre Sympathie zu den Linken macht sie sich bald einen Namen als „rote Gräfin“. 1935 zieht sie nach Basel, um einer Verfolgung zu entgehen. In Basel promoviert sie über die Entstehung und Verwaltung des Dönhoffschen Familienbesitzes. Schließlich kehrt sie 1937 nach Ostpreußen zurück, um sich in die Verwaltung der Familiengüter einzuarbeiten.

Ihr ältester Bruder Heinrich wird zu Kriegsbeginn eingezogen. Sie übernimmt allein die Gutsverwaltung. Marion Gräfin Dönhoff führt von nun an ein Doppelleben. Sie gehört zum Kreis des Widerstandes des 20. Juli 1944. Da ihr Name auf keiner Liste verzeichnet ist, überlebt sie. 1945 muss sie beim Einmarsch der sowjetischen Streitkräfte ihre Besitztümer in Ostpreußen verlassen und flüchtet in den Westen. Schloss Friedrichstein wird völlig zerstört.

Im Oktober reist Dönhoff nach Nürnberg, um von den Nürnberger Prozessen zu berichten. Sie kritisiert das einseitige Bild der Alliierten, die in Deutschland eine Existenz des Widerstandes leugnen. 1946 wird die Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT auf Gräfin Dönhoff aufmerksam. Sie wird als freie Mitarbeiterin engagiert. Mit ihren kritischen Artikeln macht sie sich bald einen Namen. Sie beinhalten hauptsächlich Themen wie den Widerstand, den Verlust der Heimat und den Wunsch nach Frieden. 1955 wird sie stellvertretende Chefredakteurin der ZEIT.

Sie verfasst 1962 das Buch „Namen die keiner mehr nennt. Ostpreußen – Menschen und Geschichten“. Das Buch, in dem sie von ihrer Flucht aus dem Jahr 1945 schreibt, wird ein Bestseller. Marion Gräfin Dönhoff setzt sich weiterhin aktiv für die Ostpolitik ein und veröffentlicht Publikationen. 1968 wird sie Chefredakteurin der ZEIT.

1971 erhält sie den Friedenspreis des deutschen Buchhandels für ihren Einsatz für Versöhnung mit den osteuropäischen Ländern. 1972 wird sie Herausgeberin der ZEIT. Sie ist bis zuletzt publizistisch tätig, 2000 erscheint „Macht und Moral – Was wird aus der Gesellschaft?“ Am 11. März 2002 verstirbt Marion Gräfin Dönhoff im Alter von 92 Jahren.