Straßennamen

Agnes von Zahn-Harnack

 

Agnes von Zahn-Harnack (* 19. Juni 1884 in Gießen; † 22. Mai 1950 in Berlin), Lehrerin, Schriftstellerin und engagierte Frauenrechtlerin

Am 16. Mai 2005 erhielt die Straßenpassage hinter dem neuen Berliner Hauptbahnhof zwischen der Clara-Jaschke-Straße und der Ella-Trebe-Straße den Namen Agnes-Zahn-Harnack-Straße.

 

Agnes von Harnack wird am 19. Juni 1884 in Gießen geboren. Sie wächst in großbürgerlichen Verhältnissen als Urenkelin des berühmten Chemikers Justus von Liebig auf.

Agnes erlebt ihre Kindheit im Bildungsbürgertum des Berliner Westens und lernt auch die Kinder der Gelehrtenfamilien Bonhoeffer und Mommsen kennen. Sie macht eine Ausbildung als Lehrerin für mittlere und höhere Mädchenschulen, die sie im Jahre 1903 mit Examen abschließt. Damals sind Frauen im Schulwesen keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Sie werden als Gouvernante oder „Hilfslehrerin“ ausgebildet. Jedoch ist das Ziel nicht eine Karriere im Schulbetrieb, sondern die spätere Heirat.

Nicht so bei Agnes. Sie bereitet sich von 1906 bis 1908 während ihrer „Lehreranstellung“ privat auf das Abitur vor, das sie als Externe am Sophien-Realgymnasium ablegt.

Nachdem erst im August 1908 durch das Kultusministerium die reguläre Zulassung von Frauen zum Studium stattfindet, trägt sie sich als erste in die Immatrikulationslisten der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin ein. Dort studiert sie Germanistik, Anglistik und Philosophie und schließt mit der Promotion zur D. Phil. ab.

Im Jahre 1919 heiratet sie den späteren Ministerialrat im Reichsinnenministerium Karl von Zahn. Mit ihm hat sie zwei Kinder.

Nach dem ersten Weltkrieg beginnt ihr gesellschaftliches Wirken mit dem Eintritt in die Deutsche Demokratische Partei (DDP), der ersten linksliberalen Partei in Deutschland. Im Mai 1926 gründet sie mit anderen den Deutschen Akademikerinnenbund (DAB). Sie wird Schriftstellerin und Frauenrechtlerin, die zahlreiche Bücher zum Thema verfasst.

In der Zeit des Nationalsozialismus zieht sie sich aus der Öffentlichkeit zurück und unterrichtet privat jüdische Kinder, denen der Schulbesuch offiziell verboten ist. Ihre politischen Verbindungen ermöglichen es ihr, jüdische Kinder außer Landes zu bringen und deren Eltern durch ein Leben im Untergrund zu retten.

Nach dem Ende des Krieges schließt sie sich dem „Freundeskreis von Frauen“ mit seinem „Arbeitsprogramm für den dauernden Frieden“ an. Marie Elisabeth Lüders und Elly Heuss-Knapp gehören zu diesem Kreis, der gegen Atomwaffen protestiert.

Sie engagiert sich bis zu ihrem Tode für ihre Ziele. So wird ihr zum 65. Geburtstag 1949 die Ehrendoktorwürde der Philipps-Universität Marburg verliehen. Sie wird auf dem Friedhof Berlin Zehlendorf beigesetzt.