Straßennamen

Adele Georgine Schreiber-Krieger

 

Adele Georgine Schreiber-Krieger (* 29. April 1872 in Wien; † 18. Februar 1957 in Herrliberg bei Zürich) war eine Pionierin der Frauenbewegung, Sozialpolitikerin und Journalistin.

Die Adele-Schreiber-Krieger-Straße liegt im Regierungsviertel in Berlin-Mitte. Die Straße, die zwischen Schiffbauerdamm und Luisenstraße verläuft, hieß zunächst Nordallee und wurde 2005 umbenannt. Sie erschließt das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, ein Parlamentsgebäude, das 2003 eingeweiht wurde. In Charlottenburg-Wilmersdorf erinnert seit 1995 eine Gedenktafel am Haus Ahornallee 50 an die Frauenrechtlerin.

 

Adele Schreiber wächst zusammen mit zwei Schwestern in der Steiermark und Tirol auf. Der Vater ist Arzt und die Mutter Schriftstellerin und Salondame. Die Familie ist jüdischer Abstammung, Adeles Eltern treten jedoch 1894 zum Katholizismus über. Adele erhält Privatunterricht und besucht Pensionate in Paris und Stuttgart. Mit 15 Jahren kehrt sie zu den Eltern zurück. Den Wunsch, wie der Vater Medizin zu studieren, lehnen die Eltern ab. Sie soll als Tochter aus gutem Hause heiraten. Schon als Kind empfindet sie den unterschiedlichen Umgang mit Jungen und Mädchen, die nur im Damenbassin schwimmen und Radfahren überhaupt nicht dürfen, als ungerecht.

„In Auflehnung gegen diese Ungerechtigkeit war ich schon als Kind Frauenrechtlerin, um eine Wortbildung zu gebrauchen, die ich nicht leiden kann.“ (Aus dem Nachlass im Bundesarchiv Koblenz) In England und Italien besucht sie Universitäten und erhält eine Ausbildung zur Journalistin. 1898 siedelt sie nach Deutschland über und studiert ab 1900 als Gasthörerin an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin fünf Semester Nationalökonomie. Immatrikulieren mit der Aussicht auf einen Studienabschluss kann sie sich nicht, da dies Frauen in Preußen erst 1908 erlaubt war.

Daneben beteiligt sie sich am Aufbau einer Frauenversicherungsgesellschaft und engagiert sich im sozialen Bereich für die Gleichstellung der Frauen, gegen Prostitution und für eine Wohnungsreform. In diesem Zusammenhang hält sie Vorträge und schreibt Artikel und Buchrezensionen. 1904 wird sie Erste Vizepräsidentin des von ihr mitbegründeten „Weltbundes für Frauenstimmrecht und staatsbürgerliche Frauenarbeit“ und bleibt bis 1933 im Amt.

Ebenfalls 1904 gründet sie mit weiteren Mitstreitern den Berliner Ortsverein des Bundes für Mutterschutz. Die Vorstandstätigkeit dort gibt sie 1909 auf. 1910 gründet sie die „Deutsche Gesellschaft für Mutter- und Kindesrecht“ und setzt sich für Mütter und deren eheliche und nichteheliche Kinder ein sowie für Schwangere, Entbindende und Wöchnerinnen. Ab 1909 gibt Adele Schreiber-Krieger die Zeitschrift „Frauen-Fortschritt“ heraus, und 1910 übernimmt sie die Redaktion der Zeitschrift „Die Staatsbürgerin“. Im November 1909 heiratet sie den Schularzt Richard Krieger.

Sie unternimmt viele Vortragsreisen und publiziert zahlreiche Schriften. In den Jahren 1920 bis 1924 sowie von 1928 bis 1933 ist sie als Sozialdemokratin Mitglied des Reichstags. Am 05.03.1933 emigriert sie in die Schweiz. 1939 wird ihr die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt, und im selben Jahr reist sie nach Großbritannien aus.

Dort arbeitet sie mit Sozialdemokraten und Kommunisten zusammen und wird wegen ihrer Arbeit im von der KPD organisierten „Initiativausschuß für die Einheit der deutschen Emigration“ aus der SPD ausgeschlossen. Nach dem Krieg lebt sie in der Schweiz und hat kein Interesse daran, nach Deutschland zurückzukehren.