Straßennamen

Claire Waldoff

 

Claire Waldoff (eigtl. Clara Wortmann) (* 21. Oktober 1884 in Gelsenkirchen; † 22. Januar 1957 in Bad Reichenhall), Kabarettistin, Sängerin, Schauspielerin

Die Claire-Waldoff-Promenade befindet sich in Berlin-Moabit im Bezirk Tiergarten. Sie verläuft von der Invalidenstraße bis zur Seydlitzstraße. Die Benennung fand statt am 15.10.1979.

 

Die Gelsenkirchnerin Clara Wortmann ist das elfte von sechzehn Geschwistern einer Steiger- und Gastwirtsfamilie. Ursprünglich möchte sie Ärztin werden. Aber durch die Scheidung der Eltern reichen die finanziellen Mittel nicht aus. So entschließt sich Clara zu einer Karriere auf der Bühne mit dem Künstlernamen Claire Waldoff.

1903 bekommt sie ihr erstes Engagement in Bad Pyrmont. 1907 wechselt sie nach Berlin und setzt ihre Karriere als kabarettistische Chansonsängerin im Kabarett „Roland von Berlin“ an der Potsdamer Straße fort.

Walter Kollo begleitet sie hier am Klavier. Ihr Auftritt im Etonboy-Anzug macht die kesse Wahlberlinerin über Nacht zum Star. Sie gastiert im „Chat Noir“ an der Friedrichstraße und unter den Linden am Linden-Cabaret.

Freche Gassenhauer, Schlager und Chansons im Berliner Dialekt, den sie sich auf Kneipentouren angeeignet hat, werden ihre Spezialität. Ihr feuerroter Bubikopf, Krawatte und Hemdbluse sind dabei ihre unverwechselbare Uniform.

Zu den meistgesungenen Liedern der „Berliner Göre“ werden 1913 „Hermann heeßt er“, „Warum soll er nicht mit ihr“, „Wegen Emil seine unanständige Lust“, „Wenn der Bräutigam mit der Braut so mang die Wälder jeht“ und „Wer schmeißt denn da mit Lehm?“. 1914/1915 stellen viele Theater aufgrund des Kriegsbeginns ihren Betrieb ein. Claire erhält dennoch ein Engagement am Nollendorf-Theater. In den 20er Jahren erreicht ihre Karriere den Höhepunkt mit Auftritten in der „Berliner Scala“ und im „Wintergarten“.

Sie steht mit der noch unbekannten Marlene Dietrich auf der Bühne, verkauft Schallplatten in Rekordhöhe und hat ein rund 300 Stücke umfassendes Repertoire. Ihre zahlreichen Gastspiele in vielen deutschen Städten sowie im Apollo-Theater in Königsberg machen sie zur berühmtesten Kabarettistin Deutschlands.

Die Machtübernahme der Nazis 1933 ist ein tiefer Einschnitt in ihrem Leben. Die eigentlich unpolitische Claire Waldoff erhält Berufsverbot, da sie kurz zuvor bei der kommunistischen Roten Hilfe im Berliner Sportpalast aufgetreten war. Als sie der Reichskulturkammer beitritt, wird dieses Verbot wieder aufgehoben. Dennoch knickt ihre Karriere 1936 ein.

Joseph Goebbels erteilt ihr abermals Auftrittverbot für die „Berliner Scala“. Missfallen erregt dabei eine auf Hermann Göring vom Volksmund hinzugedichtete und weit verbreitete Strophe ihres Liedes „Hermann heeßt er“: „Rechts Lametta, links Lametta, und der Bauch wird immer fetta, und in Preußen ist er Meester – Hermann heeßt er!“

Sie bekommt immer weniger Engagements und zieht sich schließlich 1939 mit ihrer Lebensgefährtin Olga von Roeder nach Bayrisch-Gmain zurück. Sie beteiligt sich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs an den über die Rundfunksender verbreiteten Wunschkonzerte für die Wehrmacht. Im besetzten Paris tritt sie 1942 auf.

Ein Jahr später finden die letzten öffentlichen Auftritte wärend des NS-Regimes statt. An ihre frühere Karriere kann sie nach Kriegsende nicht mehr anknüpfen. Als 1944 ihre Sieben-Zimmer-Wohnung in Berlin Schöneberg mit über 1.000 seltenen Büchern und sorgfältig gewählten Möbeln von Bomben zerstört wird, bleibt sie endgültig in Bayern.

Gesundheitlich und auch finanziell gibt es erhebliche Einschnitte. Sie erhält eine kleine „Ehrenrente“ der Stadt Berlin, die aber nur wenig hilft. Am 22. Januar 1957 stirbt Claire Waldoff in Bad Reichenhall durch einen Schlaganfall.

An ihrem ehemaligen Haus in der Regensburger Straße 33 in Berlin-Schöneberg wird ihr zu Ehren eine Gedenktafel befestigt. Am Haus Friedrichstraße 107 in Berlin-Mitte erinnert ein Gedenkstein an die beliebte Kabarettistin.