Straßennamen

Sophie Charlotte

 

Sophie Charlotte, Königin in Preußen, geb. Prinzessin von Braunschweig und Lüneburg (* 30. Oktober 1668 in Iburg [heute Lkr. Osnabrück]; † 1. Februar 1705 in Hannover)

Der Teil nördlich der Straße Unter den Linden entstand nach 1674 und hieß zuerst wegen der an ihr liegenden Ställe der Gardes du Corps einige Zeit Stallstraße. Die Charlottenstraße erstreckte sich anfangs auf den Teil Behren-/Kochstraße. Der Teil zwischen Kochstraße und Enckeplatz ist 1844 angelegt worden. 1879 beschloß der Magistrat die Verlängerung der Charlottenstraße bis zur Georgenstraße. Die Straße in Berlin Kreuzberg-Mitte wurde 1706 nach der Königin benannt. Das Dorf Lietzow (auch Lietzen) wurde nach ihrem Tod in Charlottenburg umbenannt.

 

Sophie Charlottes Vater Ernst August steht dem Bistum Iburg als Fürstbischof vor. Der Welfe wird später Herzog von Hannover. Ihre Mutter Sophie von der Pfalz ist eine Tochter von Friedrich V., Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz sowie als Friedrich I. von 1619 bis 1620 König von Böhmen.

Mit ihrer Begabung und außergewöhnlichen Persönlichkeit beeindruckt die Prinzessin schon früh ihre Umgebung. Sogar der Sonnenkönig Ludwig XIV. hätte sie gerne mit einem Prinzen seines Hauses vermählt. Ihre Talente werden sehr gefördert, zum Beispiel im Unterricht von lebenden Sprachen, Musik und Tanz.

Die Verheiratung der schönen Sophie Charlotte nach Brandenburg hat auch politische Hintergründe und lag im Interesse des Herzogtums Hannover. 1684 wird sie in Herrenhausen mit dem bereits einmal verwitweten Kurprinzen vermählt. Obwohl die geistigen Neigungen und charakterlichen Eigenarten der Ehegatten sehr unterschiedlich sind, bleibt ihr Verhältnis zueinander stets freundlich. Beide genehmigen sich ihre Freiräume, die sie für ihre Interessen begehren.

So gelingt ihr auch die Errichtung des Schlosses Lietzenburg, das später nach seiner ersten Schloßherrin in Charlottenburg umbenannt wird. Bald wird das Schloss Mittelpunkt gesellschaftlicher Begegnungen mit höfischer Pracht und wissenschaftlicher Gelehrsamkeit. Gerne sucht sie das gelehrte Gespräch, welches sie durch ihre sympatische Art und ihren gewandten Geist anzuregen versteht. Wegen ihres großen Interesses an Wissenschaft und Kunst unterstützt sie die von Leibnitz initiierte Gründung einer Kurfürstlich-Brandenburgischen Societät der Wissenschaften, der späteren Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Ein besonderes Anliegen Kurfürst Friedrich III. ist die Erringung der Königswürde. Sophie Charlotte begibt sich zu diesem Zweck auf diplomatische Missionsreise. Der König von England und der bayrische Kurfürst geben ihr die Zusage, dass er zum König von Preußen erhoben wird.

Am 18. Januar 1701 setzt sich ihr Gemahl die Krone selbst auf Haupt und macht auch Sophie Charlotte zur ersten Königin von Preußen. Von ihren drei Kindern überlebt nur ihr einziger Sohn. Zu diesem hat sie kein gutes Verhältnis. Der militärisch begeisterte spätere Soldatenkönig ist für seine fanatische Sparsamkeit berühmt. Er meint selbst, von seiner Mutter verzogen worden zu sein, und hat wenig Verständnis für ihre feinsinnigen Erziehungsversuche.

Schon im Alter von 37 Jahren verstirbt Sophie Charlotte 1705 in Hannover. Bei einer winterlichen Reise zu ihrer Mutter wird ihr eine Halsentzündung zum Verhängnis. Ihr Sarkophag steht in Dom zu Berlin.