Rhoda Erdmann

 

Rhoda Erdmann (* 5. Dezember 1870 in Hersfeld, † 23. August 1935 in Berlin) studierte an der Berliner Universität Zoologie, Botanik und Mathematik und war die zweite Frau, die sich in Deutschland habilitieren konnte.

Rhoda Erdmann wird 1870 in Hersfeld (Hessen-Nassau) in einer Lehrerfamilie geboren. Nach dem Besuch einer höheren Mädchenschule in Hamburg absolviert sie ein Lehrerinnenseminar und tritt nach dem Abschluss 1892 in den Schuldienst ein.

In den Jahren 1903 bis 1908 nimmt sie ein naturwissenschaftliches Studium an der Berliner Universität auf, um das Oberlehrerexamen ablegen zu können. Weitere Stationen ihrer akademischen Ausbildung sind Zürich, Marburg und München. In München promoviert sie 1908 bei dem Zoologen Richard Hertwig und übernimmt, durch diesen vermittelt, eine Stelle als wissenschaftliche Hilfsarbeiterin am Institut für Infektionskrankheiten bei Robert Koch in Berlin.

Ihr erster Antrag, sich an der Berliner Universität zu habilitieren, wird ihr als Frau 1913 noch abgelehnt, so dass sie die Chance auf ein Stipendium in den USA nutzt. Nach mehreren Anstellungen in der Forschung und als erste Frau im Lehrkörper einer Graduate School kehrt sie 1919 nach Deutschland zurück. Dank Fürsprache des Pathologen Johannes Orth kann sie eine Abteilung für experimentelle Zellforschung − zunächst am Institut für Krebsforschung der Charité − einrichten. Im Juli 1920 darf sie endlich an der Berliner Fakultät habilitieren und kann somit eine Tätigkeit als Dozentin mit einem Lehrauftrag für Zoologie aufnehmen.

1923 wird sie als Privatdozentin an die Medizinische Fakultät der Berliner Universität übernommen und erhält dort ein Jahr später eine nichtbeamtete außerordentliche Professur. 1929 wird sie dann beamtete außerordentliche Professorin. Im April 1930 wird ihre Abteilung am Institut für Krebsforschung in ein selbstständiges Universitätsinstitut umgewandelt. Sie wird Begründerin und Herausgeberin des Archivs für experimentelle Zellforschung.

Nach dem Machtantritt des NS-Regimes wird Rhoda Erdmann von der Gestapo aufgrund einer Denunziation verhaftet, nach zwei Wochen aber wieder entlassen. Obwohl sich Anschuldigungen gegen sie als haltlos erwiesen, wird ihr mitgeteilt, dass sie „aus prinzipiellen Gründen“ keine Vorlesungen mehr halten dürfe. Im Mai 1934 wird sie endgültig in den Ruhestand versetzt, das Institut wird am 1. Juni 1934 aufgelöst. Wenig später verstirbt die Wissenschaftlerin.

1997 etabliert die FU Berlin das Rhoda-Erdmann-Programm als Weiterbildungsangebot für Naturwissenschaftlerinnen.