Edith Jacobson

 

Edith Jacobson (geb. Jacobssohn) (* 10. September 1897 in Haynau/Schlesien; † 8. Dezember 1978 in Rochester, New York), Ärztin und Psychoanalytikerin

Edith Jacobssohn ist die Tochter des jüdischen Arztes Jacques Jacobssohn und seiner Ehefrau Pelagia, einer Musikerin. Ihre ersten Schulkenntnisse erwirbt sie durch Privatunterricht, von 1906 bis 1910 besucht sie die Haynauer Mädchen-Mittelschule. Danach wird sie an der real-gymnasialen Studienanstalt in Liegnitz aufgenommen, wo sie 1916 die Reifeprüfung ablegt. 1917 beginnt sie ihr Medizinstudium in Jena, absolviert mehrere Semester in Heidelberg und zuletzt in München, wo sie 1922 auch ihr Staatsexamen ablegt.

Nach ihrem praktischen Jahr an den Universitätskliniken in Heidelberg und München geht sie 1925 nach Berlin, wo sie an der Privatklinik von Hermann Oppenheim am Schiffbauerdamm ihre psychoanalytische Ausbildung beginnt und ab 1926 am Berliner Psychoanalytischen Institut in der Potsdamer Straße fortführt. Nach vier Jahren Lehranalyse wird sie 1930 zum außerordentlichen Mitglied der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) gewählt, 1931 wird sie Vollmitglied und später Lehranalytikerin in der Gesellschaft.

1933 entschließt sie sich als eine der wenigen jüdischen Analytikerinnen gegen eine Emigration und arbeitet auch weiterhin mit politischen Parteien des Widerstands. Obwohl sie als Mitglied der DPG nicht politisch tätig sein darf, behandelt sie Regimegegner. Als sie sich weigert, Informationen über einen Patienten preiszugeben, wird sie im Oktober 1935 von der Gestapo verhaftet und schließlich in einem politischen Prozess wegen Hochverrats zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.

Im Gefängnis erkrankt Jacobssohn und erhält Hafturlaub zur Behandlung in einem Krankenhaus in Leipzig. Von dort aus gelingt ihr Anfang 1938 die Flucht in die Tschechoslowakei und anschließend weiter in die Vereinigten Staaten. Nach ihrer Ankunft in New York im Oktober 1938 nennt sie sich Jacobson. 1939 besteht sie einen Sprachtest sowie das „State Board Examination“ und eröffnet noch im selben Jahr eine Privatpraxis. 1941 wird sie Mitglied des New Yorker Psychoanalytischen Instituts und arbeitet dort viele Jahre als Lehranalytikerin. In dieser Zeit entstehen ihre Hauptwerke, durch die sie international bekannt und anerkannt wird. In den USA wird sie politisch nicht mehr aktiv, drückt jedoch ihre soziale Haltung in den niedrigen Honoraren aus, die sie in ihrer Praxis verlangt.

Edith Jacobson bleibt unverheiratet und kinderlos und stirbt am 8. Dezember 1978 in Rochester, New York.

Eine späte Ehrung in Deutschland erfährt Edith Jacobson mit der Enthüllung einer Gedenktafel am 30. April 2005 in der Emser Straße 39 in Wilmersdorf.