Straßennamen

Erna Berger

 

Erna Berger (* 19. Oktober 1900 in Cossebaude b. Dresden, † 14. Juni 1990 in Essen), Sopranistin

Die Erna-Berger-Straße befindet sich in der Nähe des Potsdamer Platzes. Sie zweigt von der Stresemannstraße ab und trägt seit dem 16. Juni 2003 ihren Namen.

 

Erna wird in Cossebaude als Tochter eines Eisenbahningenieurs geboren. Während ihrer Kindheit verbringt sie einige Jahre in Paraguay und Brasilien, wo sie später als Klavierlehrerin und Kontoristin tätig ist. Sie kehrt 1923 nach Dresden zurück, um Gesang zu studieren. Bereits zwei Jahre später hat sie ihr erstes Engagement an der Dresdner Staatsoper als erster Knabe in Mozarts Zauberflöte.

Ein großer Erfolg für sie ist die Rolle der Hannele in der Oper „Hanneles Himmelfahrt“ von Paul Graener nach Gerhard Hauptmann (Uraufführung 1927, Staatsoper Dresden).

Die große Karriere beginnt für die zierliche Sängerin 1934 in Berlin an der Staatsoper, an der sie als Koloratursopranistin bis 1954 besonders in Werken von Mozart und Verdi brilliert und ein bisher nicht existentes Fach kreiert, den leichten lyrischen Sopran. Internationalen Ruf erwirbt sie sich an der Londoner Staatsoper, wo sie als Konstanze in Mozarts „Entführung aus dem Serail“ von 1934 bis 1938 gastiert. Sie singt mehr als 30 Partien, von der Königin der Nacht in Mozarts „Zauberflöte“ bis zur Zerbinetta in „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauß. Auch im italienischen Fach glänzt sie als Violetta in „La Traviata“ (Verdi), als Mimi in „La Bohème“ (Puccini) und vor allem als Gilda in „Rigoletto“ (Verdi).

Zahlreiche Konzerttourneen führen sie rund um den Globus vor stets ausverkaufte Häuser in Europa, Japan, Australien und beide Amerika. Erna Berger ist auf den großen Bühnen der Welt zu Hause, gelegentlich wirkt sie auch in Filmen mit. So synchronisiert sie zum Beispiel Schauspielerinnen mit ihrem Gesang, wie Ilse Werner in dem Film „Die schwedische Nachtigall“ über die berühmteste Sopranistin ihrer Zeit, Jenny Lind.

Auch als Gesangspädagogin 1959 bis 1971 fördert sie viele Talente, wie die Sopranistin Rita Streich. Zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges bleibt Erna Berger in Berlin. Die Möglichkeit, mit ihrem norwegischen Ehemann auszuwandern, ergibt sich nicht. Nach Kriegsende ist sie eine der Ersten, die sich für eine Wiederaufnahme der Künste einsetzt.

Mit 54 Jahren, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, beendet sie schließlich ihre Bühnenlaufbahn und tritt nur noch als hervorragende Liedinterpretin auf. Ihre Stimme hat sich auch im fortgeschrittenen Alter nicht verändert und bindet sie stets an jugendliche Rollen. Bis fast ans Ende ihrer Laufbahn ist sie die Königin der Nacht und die Gilda.

Gerne hätte Berger auch schwere Rollen gesungen, aber ihr Repertoire bleibt durch ihre unveränderte Stimme begrenzt. 1959 nimmt Erna Berger eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg an, wo sie bis 1970 tätig ist.

Im Alter von 80 Jahren tritt sie noch einmal im Rahmen eines Fernsehportraits im Südwestrundfunk auf und singt Schuberts „Im Abendrot“.

1988 erscheint ihre Autobiographie „Auf Flügeln des Gesanges“, wo sie auf ihr bewegtes Leben zurückschaut. Sie stirbt kurz vor ihrem 90. Geburtstag an Herzschwäche. Auf dem Wiener Zentralfriedhof befindet sich ihre letzte Ruhestätte.