Straßennamen

Elisabeth Abegg

 

Elisabeth Abegg (* 3. März oder 3. Mai 1882 in Straßburg, † 8. August 1974 in Berlin), Pädagogin und Widerstandskämpferin während des Zeit des Nationalsozialismus

Die Elisabeth-Abegg-Straße ist die Verlängerung der Rahel-Hirsch-Straße und liegt auf dem Moabiter Werder nahe der Moltkebrücke. Sie wurde am 20.12.2004 benannt. An ihrem ehemaligen Wohnhaus am Tempelhofer Damm 56 erinnert eine Gedenktafel an die Widerstandskämpferin.

 

Elisabeth studiert in Straßburg Geschichte. 1917 promoviert sie. Ab ca. 1923 unterrichtet sie als Studienrätin Geschichte am renommierten Luisenoberlyceum in Berlin-Mitte. Als Gegnerin des Systems entgeht sie nur knapp der politischen „Säuberung“ ihrer Schule im Frühjahr 1933.

Da sie den Eid auf Hitler verweigert, wird sie 1935 wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ an das Rückert-Gymnasium in Schöneberg strafversetzt. Nach zahlreichen Denunziationen durch Schülerinnen und deren Eltern wird sie 1941 im Alter von 59 Jahren zwangspensioniert. Abegg tritt 1940 der Religionsgemeinschaft der Quäker bei.

Die Deportation und Ermordung ihrer jüdischen Freundin Anna Hirschberg in Auschwitz, die Abegg vergeblich zum Untertauchen bewegen wollte, wird zum Schlüsselerlebnis für Elisabeth Abegg. Als sie von dem Massenmord an den Juden erfährt, beginnt sie zusammen mit ihrer körperbehinderten Schwester Julie diesen Menschen zu helfen.

Die Geschwister verstecken Juden in ihrer Wohnung am Tempelhofer Damm 56 oder bei Nachbarn, deren Wohnungsschlüssel sie wegen einer Reise anvertraut bekommen und die von der „Nutzung“ ihrer Wohnung nichts ahnen.

Das ist gefährlich, zumal in der unmittelbaren Nachbarschaft überzeugte Nationalsozialisten wohnen und ihr Telefon von der Gestapo abgehört wird. Zusammen mit anderen Gegnern des NS-Regimes organisiert Elisabeth Abegg für Verfolgte Quartiere, Lebensmittel(marken) und Geld. Außerdem unterrichtet sie in ihrem Arbeitszimmer Jugendliche und Kinder, die aufgrund der NS-Rassengesetze keine Schule mehr besuchen dürfen.

Auf einem Polizeirevier entwendet sie ein Dienstsiegel, um damit falsche Dokumente für Verfolgte zu stempeln. Ein andermal verschafft sie einer jungen jüdischen Frau neue Papiere, indem sie sie als ihre ausgebombte Nichte ausgibt. Dank der neuen Identität wird die Frau sogar als Bürokraft in einem Ministerium angestellt.

Für 80 Menschen in Not wird Elisabeth Abegg zur Retterin. Einen ihrer Schützlinge adoptiert sie nach dem Krieg. Sie überlebt die NS-Zeit und arbeitet danach bis zu ihrer Pensionierung im Schuldienst.

1957 wird ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen, und sie wird vom Berliner Senator für Inneres und verschiedenen jüdischen Verbänden sowie der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem geehrt. 1974 stirbt Elisabeth Abegg 92-jährig in Berlin.