Straßennamen

Ingeborg Drewitz

 

Ingeborg Drewitz, geb. Neubert (* 10. Januar 1923 in Berlin; † 26. November 1986 ebenda), Schriftstellerin

Die Ingeborg-Drewitz-Allee liegt auf dem Moabiter Werder in unmittelbarer Nähe des Bundeskanzleramtes und wurde im Oktober 1999 feierlich eingeweiht.

 

Ingeborg wird im Berliner Stadtteil Tiergarten geboren und wächst in einer Großfamilie auf. Nach dem Abitur 1941 und einem halben Jahr Arbeitsdienst studiert sie gegen den Willen des Vaters Philosophie, Germanistik und Geschichte in Berlin und promoviert 1945. Danach übt sie einige Semester eine Lehrtätigkeit an der FU Berlin aus. Kurz darauf kehrt ihr Jugendfreund Bernhard Drewitz aus der Kriegsgefangenschaft zurück, und beide heiraten im Mai 1946. Aus dieser Ehe gehen drei Töchter hervor.

Ingeborg Drewitz schreibt Dramen für kleine Theatergruppen, verfasst zeit- und sozialkritische Romane, Erzählungen, Sachbücher, autobiografische Prosa und Hörspiele, die sich oft mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen und in Berlin spielen.

Mit dem Drama „Alle Tore waren bewacht“ bricht sie ein Tabu, denn es beschäftigt sich als erstes deutsches Theaterstück mit Bedingungen in Konzentrationslagern. Es gehört zu ihren überragenden Leistungen und wird 1955 uraufgeführt. Weitere bekannte Publikationen von ihr sind „Bettina von Arnim“ (1969), „Das Hochhaus“ (1975) und „Gestern war heute“ (1978).

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit bleibt auch ihr kulturpolitisches Engagement für die Probleme und die finanzielle Situation ihrer Schriftstellerkollegen unvergessen, insbesondere der Einsatz für jüngere Literaten.

Sie ist Mitbegründerin des Verbandes deutscher Schriftsteller und des P.E.N.-Clubs in Portugal, ist Mitglied verschiedener literarischer Gremien, wird 1965 zur Vorsitzenden des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller gewählt und organisiert 1977 in Berlin den 1. Kongress Europäischer Schriftstellerverbände. Dazu kommen zahlreiche Lesereisen ins Ausland, die Ingeborg Drewitz internationale Anerkennung schenken.

Neben ihrem literarischen Schaffen ist auch ihr Engagement für Amnesty International sowie ihr Einsatz für Literaturprojekte von Inhaftierten nicht zu vergessen.

Ihr Schaffen wird noch zu Lebzeiten gewürdigt. Hinzu kommen zahlreiche Literaturpreise und das Bundesverdienstkreuz.

Posthum erinnert an die 1986 verstorbene Schriftstellerin der Ingeborg-Drewitz-Preis, der von der Humanistischen Union an Menschen vergeben wird, die sich in besonderer Weise für die Menschenwürde und Bürgerrechte engagieren.

1986 erscheint ihr letzter Roman mit dem Titel „Eingeschlossen“, und sie unternimmt ihre letzte mehrmonatige Reise durch die Bundesrepublik. Als sie von dieser nach Berlin zurückkehrt, wird ihr Darmkrebs operiert, durch den Fortschritt der Krankheit ohne Heilungschancen. Noch zwei Tage vor ihrem Tod im November 1986 wird ihr ein Preis für ihre sozialen und politischen Kämpfe zugunsten der Frauen und der Menschlichkeit verliehen.