Straßennamen

Julie Wolfthorn

 

Julie Wolfthorn, geb. Wolf(f) (* 8. Januar 1864 in Thorn/Westpreußen; † 26. Dezember 1944 in Theresienstadt), Malerin und Graphikerin, kreierte ihren Künstlernamen in Anlehnung an ihren Geburtsort.

Seit Ende 2005 ist eine kurze Passage zwischen Zinnowitzer und Bernauer Straße vor dem ehemaligen Stettiner Bahnhof, heute Park am Bahnhof, nach Julie Wolfthorn benannt.

Vor ihrem Wohnhaus in der Kurfürstenstraße 50 in Berlin-Tiergarten, in dem Wolfthorn viele Jahre lebte, wurden zum Gedenken an sie und ihre Schwester 2003 zwei Stolpersteine verlegt. Auch eine Tafel am Platz der ehemaligen Luisenschule (Ziegelstraße 12/Ecke Tucholskystraße), Berlins erster städtischer höherer Mädchenschule, erinnert an die prominente ehemalige Schülerin Julie Wolfthorn.

 

Julie wird in eine bürgerlich-jüdische Familie hinein geboren. Sie studiert 1890 in Berlin Malerei und Grafik und setzt, da Frauen erst ab 1919 zum Studium zugelassen werden, ihr Studium an einer privaten Kunstakademie in Paris fort.

Danach kehrt sie nach Berlin zurück und wohnt circa vier Jahrzehnte in der Kurfürstenstraße 50 in Tiergarten. (Das Haus zählt zu den Kriegsverlusten.) Die Künstlerin unternimmt zahlreiche Studienreisen nach Worpswede, Dachau, Schreiberhau, Ascona sowie nach Frankreich und immer wieder nach Hiddensee, wo sie zu den so genannten Malweibern zählt.

Wolfthorn gehört mit Kollwitz zu den Gründerinnen der Berliner Secession, einer künstlerischen Reformbewegung, deren Kopf Max Liebermann war. Die Künstlerin etabliert sich gegen die Vorurteile ihrer männlichen Kollegen und der Zeit fest als Porträtmalerin. Sie malt zahlreiche Prominente ihrer Zeit, darunter Ida und Richard Dehmel, die Schauspielerin Tilla Durieux, den Theaterleiter und Regisseur Bjørn Bjørnson und den Schriftsteller Gerhart Hauptmann. Ihre Porträtsammlung liest sich wie ein Who is Who der Berliner Gesellschaft jener Tage.

1904 heiratet Wolfthorn 40-jährig den Kunsthistoriker und -kritiker Rudolf Klein. Geistig autark engagiert sich Wolfthorn für die gleichberechtigte Beteiligung von Künstlerinnen an Bildung und Kulturbetrieb. Sie fördert aktiv Frauenkunst, engagiert sich im „Verein der Berliner Künstlerinnen und Kunstfreundinnen“ und kämpft gegen den § 218.

1905 unterschreibt Wolfthorn mit 200 weiteren Künstlerinnen eine Petition für die Zulassung an der Preußischen Akademie der Künste. Ein Jahr später gründet sie gemeinsam mit Käthe Kollwitz die Ausstellungsgemeinschaft „Verbindung Bildender Künstlerinnen“. Ihren Lebensunterhalt bestreitet die Künstlerin seit 1904 zum Teil mit einem Schülerinnen-Atelier und der Ausbildung künstlerischen Nachwuchses. Wolfthorn schafft Landschafts- und Stadtbilder, Zeichnungen, Grafiken, Titelbilder und Illustrationen für Kunstpostkarten, Zeitschriften und Zeitungen zumeist impressionistischen Stils.

Publikationen wie das „Berliner Tageblatt“, die „Vossische Zeitung“, „Die Gartenlaube“, „Kunst der Zeit“ drucken ihre Werke ab und machen sie bekannt. Die Nationalgalerie und weitere Berliner Museen kaufen Wolfthorns Bilder auf.

Mit dem Machtantritt Hitlers 1933 wird sie aus sämtlichen Vereinigungen ausgeschlossen und darf nur noch im Rahmen des Jüdischen Kulturbundes ausstellen. Wegen des Berufsverbotes 1939 untervermietet die bereits betagte Wolfthorn ihre Wohnung. 1942 wird sie im Alter von 78 gemeinsam mit ihrer Schwester in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo eine letzte Serie von Zeichnungen von ihr entsteht. Kurz vor ihrem 81. Geburtstag stirbt Julie Wolfthorn.

Nach ihrem Tod nahezu vergessen, entstehen nach ihrer Wiederentdeckung 2001 ein Wolfthorn-Freundeskreis, 2007 eine Dissertation zur Person. Zwei Jahre darauf gibt es eine erste Sonderausstellung.