Straßennamen

Katharina Paulus

 

Katharina Paulus (* 22. Dezember 1868 in Zellhausen; † 26. Juli 1935 in Berlin), erste deutsche Ballonfahrerin und Fallschirmspringerin

Die Katharina-Paulus-Straße ist eine neue Straße im Areal rund um den 2006 eröffneten Hauptbahnhof, ehemals Lehrter Bahnhof. Sie liegt zwischen Europaplatz im Norden und Alt-Moabit im Süden.

 

Die attraktive, abenteuerlustige Frau, eine gebürtige Hessin, wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Ihr Vater, der sich unter anderem als Schmied und Tagelöhner verdingt, stirbt bereits 1887. Katharina ist gerade 19 Jahre alt. Sie lernt Schneiderin, um sich und die Mutter zu ernähren.

Während einer Kur im Sommer 1889 lernt Katharina 21-jährig den Ballonfahrer und Fallschirmspringer Hermann Lattemann kennen. Die beiden Abenteurer haben sich gesucht und gefunden, zum Leidwesen der Mutter der jungen Frau, die dem jungen Lattemann keine festen Absichten zutraut. Dennoch, Katharina will Ballonfahrerin werden, wie Hermann. Zunächst hat die angehende Berufsschifferin die Ballonfahrt von der Pike auf zu lernen. Sie lernt Ballone und Fallschirme herzustellen. Und sie repariert für Lattemann die oft genug zerfetzte Ausrüstung. Zwei Jahre später kommt der gemeinsame Sohn des in wilder Ehe lebenden Paares, Willy Hermann Paulus, zur Welt.

Im Juni 1893 bringt Katharina Paulus ihren ersten Ballon mehr oder weniger glückhaft zu Boden, und im Sommer 1893 wagt sie in Krefeld auch ihren ersten Sprung. Sie springt bei strömendem Regen und gegen den Wunsch Lattemanns aus 1.200 Metern Höhe mit Pumphosen und Stöckelschuhen vom Ballon ab.

So mutig und erfolgreich Katharina Paulus beruflich ist, so dramatisch gestaltet sich ihr privates Leben. 1894 stürzt vor ihren Augen ihr Partner mit seinem Ballon in den Tod. Die junge Frau, die einen Nervenzusammenbruch erleidet und monatelang das Bett hütet, wirft sich zunächst in die Arbeit. Sie folgt dem Ruf ihres Publikums, das sie mit Sympathiekundgebungen überhäuft, kauft vier Ballons und unternimmt eine Europatournee, die sie nach London, Nizza, Wien, Amsterdam, Berlin, Budapest, Danzig, Düsseldorf, Wiesbaden, Paris und Frankfurt führt.

Doch ein Jahr darauf stirbt auch ihr vierjähriger Sohn Willy an Diphtherie. Paulus, die schicksalsbedingt den Großteil ihres Lebens mit ihrer Mutter zusammenlebt, widmet sich fortan ganz ihrer beruflichen Karriere.

Als „Miss Polly“ begeistert sie in Matrosenanzug, Pluderhosen, engen Lackgamaschen und schwarzen Schnürstiefeln ein Publikum von bis zu 20.000 Personen. 516-mal steigt sie mit einem Ballon auf, 147-mal stürzt sie sich mit einem Fallschirm in die Tiefe.

Sie präsentiert dem staunenden Publikum den von ihr erfundenen „Doppelabsturz“, den sie mit zwei Fallschirmen in Szene setzt. Trotzdem Paulus immer mal wieder in Bäumen, im Wasser, in Wien sogar fast am Stefansdom landet beziehungsweise hängen bleibt, nimmt sie bis auf einen Beinbruch keinen weiteren Schaden. Im Juli 1914 unternimmt sie 46-jährig ihre letzte Ballonfahrt.

Während des Ersten Weltkriegs produziert Katharina Paulus Ballone und Fallschirme für die Armee. Sie erfindet den bis heute patentierten zusammenlegbaren Paketfallschirm. Doch der Versailler Vertrag und die folgende Inflation machen aus der wohlhabenden gefeierten „Heldin der Lüfte“ eine arme Frau.

Als Käthe Paulus im Sommer 1935 auf einem Friedhof in Reinickendorf bestattet wird, sind nur wenige Trauergäste anwesend.