Straßennamen

Mathilde Jacob

 

Mathilde Jacob (* 8. März 1873 in Berlin; † 14. April 1943 in Theresienstadt), enge Vertraute von Rosa Luxemburg

Der Mathilde-Jacob-Platz gehört zum Ortsteil Moabit des Bezirks Mitte und hat seinen Namen seit dem 7. Februar 1997.

Mathilde Jacob stammt aus einer jüdischen Schlachterfamilie. Sie ist von 1892 bis 1899 als Buchhalterin in einer Versicherung tätig und trägt erheblich zum Unterhalt der neunköpfigen Familie bei. Sie lernt Stenographie und wird Übersetzerin.

Dank einiger Schreibaufträge begegnet sie 1913 den sozialdemokratischen Vordenkern Julian Balthasar Marchlewski, Rosa Luxemburg und Franz Mehring. Sie ist besonders beeindruckt von der Persönlichkeit Rosa Luxemburgs, mit der sie sich anfreundet. Sie hält engen Kontakt zu ihr, besonders bei den mehrmaligen Inhaftierungen während des ersten Weltkrieges steht sie treu an ihrer Seite. Mathilde kümmert sich um ihre Wohnung und füttert die Katze Mimi. 1915 schmuggelt sie die Manuskripte Luxemburgs aus dem Gefängnis und sorgt für deren Druck und Vertrieb.

Als auch Mathilde Jacob selbst 1919 kurz inhaftiert wird, erfährt sie von dem Tod ihrer Freundin. Sie muss die Leiche identifizieren, die im Mai aus dem Landwehrkanal geborgen wird. Dieser große Verlust ist psychisch nur schwer für sie zu verarbeiten.

Sie schließt sich noch im gleichen Jahr Paul Levi an, dem ehemaligen Verteidiger Rosa Luxemburgs. Er ist der Vorsitzende der neuen Kommunistischen Partei Deutschlands. Nach seinem Ausschluss aus der KPD tritt sie gemeinsam mit ihm 1921 in die SPD ein.

Jacob unterstützt Levi bei der Herausgabe von Publikationen. Als Levi 1930 stirbt, zieht sich Mathilde Jacob vom politischen Leben zurück. Allerdings hält sie noch nach 1933 Kontakte zu Widerstandskreisen. Von besonderer historischer Bedeutung ist ihre Rettung der Rosa-Luxemburg-Manuskripte und deren sorgfältige Verwaltung.

Den Nachlass übergibt sie 1939 einem amerikanischen Historiker. Während der Zeit des Nationalsozialismus leidet sie unter der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung. Sie kann sich nur mit einer kleinen Rente und gelegentlichen Schreibarbeiten durchschlagen. Am 27. Juli 1942 wird auch sie abgeholt und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Hier stirbt sie am 14. April 1943.

1985 veröffentlicht Heinz Knobloch in seinem Buch „Meine liebste Mathilde“ die Vita von Mathilde Jacobs und beschreibt ihr Leben und ihre Verdienste.

1997 wird der Rathausvorplatz des damaligen Berliner Bezirks Tiergarten nach ihr benannt, im selben Jahr eine dazugehörige Gedenktafel am Rathaus eingeweiht. Seit der Berliner Bezirksfusion 2001 gehört der Mathilde-Jacob-Platz 1 nun zum Bezirk Mitte. Im Jahr 1996 wurde vor dem Verlagsgebäude des Neuen Deutschland am Franz-Mehring-Platz eine Terrakotta-Stele zu Ehren von Mathilde Jacob aufgestellt.