Straßennamen

Paula Thiede

 

Paula Thiede (* 6. Januar 1870 in Berlin; † 3. März 1919 in Buch bei Berlin), erste hauptamtliche Gewerkschaftsführerin

Das Paula-Thiede-Ufer an der Spree neben der Schillingbrücke in Berlin-Mitte wurde am 25. Oktober 2004 auf Vorschlag der Gewerkschaft ver.di nach ihr benannt. Dort befindet sich heute auch die Bundesverwaltung von ver.di.

 

Paula wird als Tochter eines Arbeiters in Berlin geboren. Als junge Frau ist sie in einer Buchdruckerei als Anlegerin tätig. Ihre Aufgabe ist, die Papierbögen in die Schnellpresse einzulegen. Hier lernt sie die Not und das Elend der Hilfsarbeiterinnen kennen und beteiligt sich im März 1890 an der Gründung des „Verbandes der Buch- und Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands“, eine der ersten gewerkschaftlichen Frauenorganisationen überhaupt.

Gleichzeitig wird sie die erste Vorsitzende des Vereins, sie sagt selbst: „Die Organisation ist ein Stück von mir selbst.“ Bei seiner Gründung zählt der Verein 1.279 Mitglieder. Zu Beginn des ersten Weltkrieges sind es bereits 15.759, darunter 8.438 weibliche Mitglieder.

In den frühen Jahren ist sie zusätzlich Redakteurin des Verbandes „Solidarität“. Besonders stark setzt sie sich für die gewerkschaftliche Organisation der Frauen ein. Kein leichtes Spiel, das teils gegen den Widerstand der Männer durchgesetzt werden muss, die in ihnen eine Konkurrenz sehen. Auch die Tatsache, dass Frauen nun auch Vorsitzende werden können, stößt auf wenig Sympathie. Paula Thiede besiegt diesen Widerstand erfolgreich.

Der Protest gegen eine Frau an der Spitze des Verbandes erlischt mit den Erfolgen ihrer Arbeit. Erstmals können 1906 zentrale tarifliche Abmachungen für das Buchdruckereihilfspersonal ausgehandelt werden.

Trotz mancher Anfeindungen, die alle Vorkämpfer der Arbeiteremanzipation erfahren müssen, kann sie doch mit Zufriedenheit auf ihr erfolgreiches Leben zurückblicken. Sogar unter ihren Gegnern findet sie zu guter Letzt Anerkennung.

Am 3. März 1919 stirbt Paula Thiede nach langer Krankheit. Die „Solidarität“ würdigt ihre Leistung im Nachruf mit den Worten: „Der Verband war ihre Schöpfung, und seine heutige Gestalt und seine Stärke war der Verstorbenen Lebenswerk.“

Sie wird auf dem Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde begraben. Die Grabinschrift lautet: „Ihrer Führerin – Die graphischen Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen Deutschlands“. Der Friedhof ist auch als „Sozialistenfriedhof“ bekannt, weil hier bis 1933 viele Sozialdemokraten und Gewerkschafter bestattet wurden.