Straßennamen

Ottilie Pohl

 

Ottilie Pohl, geb. Ottilie Taube Levit (* 14. November 1867 in Schönwalde/Niederlausitz; † 1943 in Theresienstadt), Lokalpolitikerin und Widerstandskämpferin

Nach Ottilie Pohl ist seit Juli 1947 eine Querstraße der Potsdamer Straße benannt. Sie liegt als Parallelstraße zwischen der Lützow- und der Kurfürstenstraße. In der Beusselstraße 43 in Moabit, in der Ottilie Pohl zwischen 1919 und 1929 lebte, gibt es darüber hinaus eine Gedenktafel.

 

Seit ihrem 20. Lebensjahr lebt Ottilie Pohl in Berlin, zunächst wohl bei ihrem später wegen Schulden in Luckau gepfändeten Vater in der Palisadenstraße im Friedrichshain. Ottilie Pohl erlernt den Beruf der Putzmacherin (Hutmacherin), schließt sich der sozialistischen Bewegung an und tritt dem Bildungsverein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse bei.

Sie wird 1890, nachdem sich mit dem Ende der Sozialistengesetze auch Frauen politisch engagieren dürfen, Mitglied der SPD, 1917 Mitglied der USPD. Sie ist vielfach engagiert, arbeitet als Stadtverordnete in diversen Ausschüssen und sitzt im Aufsichtsrat der Konsumgütergenossenschaft. Während des Ersten Weltkrieges verteilt die Pazifistin die von Rosa Luxemburg initiierten, illegalen „Spartakusbriefe“, die ihr Sohn Fritz aus dem Zeitungsviertel anliefert.

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten kämpft Ottilie Pohl, nun bereits 66-jährig, aktiv gegen das Regime. Sie kümmert sich mit anderen Frauen um die Angehörigen der von den Verhaftungswellen Betroffenen, darunter um deren Kinder. Weil Ottilie Pohl einem Kommunisten bei einer Bekannten eine Unterkunft vermittelt, wird sie 1940 zu einer achtmonatigen Haftstrafe verurteilt, die sie im Berliner Frauengefängnis Kantstraße verbüßt.

Ottilie Pohl setzt trotzdem ihre illegale Tätigkeit fort. Sie wird am 20. November 1942 mit dem 75. Abtransport mit 100 anderen jüdischen Deutschen in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Ein Altmöbelhändler räumt fünf Monate später ihre Zweizimmerwohnung. Das Inventar bringt einen Erlös von 102 Reichsmark. Ottilie Pohl stirbt ein halbes Jahr später, am 2. Dezember 1943, im KZ Theresienstadt.