Straßennamen

Theanolte Bähnisch

 

Dorothea „Theanolte“ Bähnisch, geb. Nolte (* 25. April 1899 in Beuthen; † 9. Juli 1973 in Hannover), Juristin, Verwaltungsbeamtin und Politikerin

 2012 erfolgte die erstmalige Benennung einer kurzen Querstraße der Otto-Braun-Straße in der Nähe des Alexanderplatzes in Theanolte-Bähnisch-Straße.

 

Dorothea wird im schlesischen Beuthen als Tochter des Gymnasiallehrers Franz Nolte geboren und wächst in Warendorf (Münsterland) auf.

Sie studiert Rechtswissenschaft in Münster. 1922 legt sie das erste juristische Staatsexamen ab und wird dann als Rechtsreferendarin in Merseburg tätig, bis sie ihr Studium 1926 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendet. Anschließend tritt sie als Assessorin in den preußischen Verwaltungsdienst ein und ist in verschiedenen Abteilungen des Berliner Polizeipräsidiums tätig, zuletzt als Regierungsrätin. 1927 heiratet sie ihren Kollegen Albrecht Bähnisch. Sie will ihren Mädchennamen nicht aufgeben, aber da dies juristisch nicht möglich ist, vereint sie Vorname und Geburtsname und nennt sich fortan Theanolte Bähnisch. Als ihr Mann zum Landrat in Merseburg gewählt wird, gibt sie ihre Stelle auf und widmet sich der Erziehung ihrer Kinder, welche 1931 und 1933 geboren werden.

Alfred Bähnisch wird 1933 als Sozialdemokrat von den Nazis als Landrat ohne Bezüge entlassen. Die Familie kehrt nach Berlin zurück und eröffnet eine Kanzlei. Sie setzen sich für politisch und rassisch Verfolgte ein. Bereits 1931 gründet Theanolte Bähnisch den „Freiheitsverlag“ und übt Kritik am Nationalsozialismus. Seit 1939 ist sie in der Widerstandsgruppe um Ernst Harnack tätig.

Im selben Jahr wird ihr Mann eingezogen und gilt seit 1943 als vermisst in Russland. Sie bleibt bis Kriegsende in Berlin. Die Kinder sind bei Verwandten in Köln untergebracht.

Nach dem zweiten Weltkrieg ist Bähnisch in der Verwaltung als Vize-Regierungspräsidentin tätig. In Hannover gründet sie 1946 den Frauenring der Britischen Zone. 1948 veröffentlicht sie die Zeitschrift „Die Stimme der Frau“, aus der später die Zeitschrift „Für Sie“ hervorgeht. Theanolte Bähnisch ist von 1946 bis 1959 Präsidentin des Regierungsbezirkes Hannover. Somit ist sie die erste Frau, die in Deutschland ein solches Amt bekleidet.

Während ihrer Amtszeit befasst sie sich überwiegend mit den Problemen der Versorgung und Wohnungsnot der im Krieg zerstörten Stadt. Sie kümmert sich um die Vertriebenen und Flüchtlinge und den Aufbau von Schulen und Ausbildungsstätten. Ab 1959 amtiert sie als Staatssekretärin und Bevollmächtigte des Landes Niedersachsen beim Bund in den von den Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf und Georg Diederichs geleiteten Landesregierungen. 1964 scheidet sie aus dem Amt, welches sie effektiv und mit diplomatischem Geschick leitet.

Ihr politisches Hauptengagement nach dem Krieg gilt der Entwicklung einer neuen Frauenpolitik. Bähnisch hält es für eine besondere Aufgabe der Frauen, sich am sozialen, kulturellen, physischen und politischen Wiederaufbau Deutschlands zu beteiligen. Nicht allein die praktischen, sondern auch die „mütterlichen“ und „weiblichen“ Eigenschaften sind gefragt. 1946 wird daher der „Club deutscher Frauen“ gegründet, um die überparteilichen und überkonfessionellen Frauenausschüsse zusammenzubringen. 1949 gründet sie den Deutschen Frauenring, den sie als Bundesvorsitzende leitet.

Theanolte Bähnisch ist Trägerin des Niedersächsischen Verdienstordens und des Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern.