Lilly Reich

 

Lilly Reich (* 16. Juli 1885 in Berlin, † 14. Dezember 1947 in Berlin), Bauhaus-Designerin und Innenarchitektin

Lilly Reich macht zuerst eine Lehre als Kurbelstickerin und geht 1908 nach Wien, um bei Josef Hoffmann in der Wiener Werkstätte mitzuarbeiten. Drei Jahre später kehrt sie nach Berlin zurück, entwirft Zimmereinrichtungen, Möbel und Mode und verdingt sich als Schaufensterdekorateurin.

1912 wird sie Mitglied und 1920 die erste Frau im Vorstand des Deutschen Werkbundes. Im gleichen Jahr gestaltet sie im Berliner Gewerkschaftshaus eine Musterwohnung für Arbeiter; diese findet große Aufmerksamkeit durch Zweckmäßigkeit und Klarheit. Sie führt von 1914 bis 1924 ein eigenes Atelier in Berlin für Innenraumgestaltung, Mode und Dekorationskunst. Während des ersten Weltkrieges arbeitet sie als Schneiderin.

Beim Messeamt in Frankfurt bekommt sie 1924 bis 1926 eine Anstellung und ist zuständig für die Ausstellungsgestaltungen. Lilly lernt 1926 den Architekten Mies van der Rohe kennen und baut eine enge Beziehung zu ihm auf, die über viele Jahre hinweg dauert. Beide arbeiten 1927 zusammen an der Organisation der vom Deutschen Werkbund ausgerichteten Ausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart. Lilly Reich entwirft mehrere Inneneinrichtungen und gestaltet zusammen mit Mies van der Rohe den „Wohnraum Spiegelglas“. Zudem bezieht sie in Berlin eine Wohnung in Mitte in der Genthiner Straße 40.

1929 übernimmt sie die künstlerische Leitung für den deutschen Beitrag zur Weltausstellung in Barcelona. Auch Mies van der Rohe entwirft hier seinen berühmten Pavillon. Er beruft Lilly 1932 ans Bauhaus in Dessau und Berlin, wo sie die Werkstatt für Innenarchitektur leiten soll. Lilly Reich bekleidet eine leitende Position in der Bau-/Ausbauabteilung und der Weberei. Ein Jahr später wird das Bauhaus durch die NSDAP geschlossen.

1934 wirkt sie mit an der Gestaltung der Ausstellung „Deutsches Volk − Deutsche Arbeit“ in Berlin. Gemeinsam mit Ludwig Mies van der Rohe bekommt sie 1937 den Auftrag zur Gestaltung der Reichsausstellung der Deutschen Textil- und Bekleidungswirtschaft in Berlin, diese ist dann als Abteilung Textilindustrie im deutschen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung 1937 zu sehen.

1945/1946 lehrt sie Raumgestaltung und Gebäudelehre an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Diese Tätigkeit muss sie 1947 wegen schwerer Krankheit wieder aufgeben. Auch ihr Atelier für Architektur, Design und Mode muss sie schließen. 1947 stirbt Lilly Reich in Berlin.