Liselotte Welskopf Henrich

 

Liselotte Welskopf-Henrich, geb. Henrich, wissenschaftlicher Autorinnenname: Prof. Dr. Elisabeth Charlotte Welskopf (* 15. September 1901 in München, † 16. Juni 1979 in Garmisch-Partenkirchen), Schriftstellerin und Althistorikerin

Als Tochter eines Rechtsanwaltes wächst Liselotte in gutbürgerlichen Verhältnissen auf, erst in München, dann Stuttgart und schließlich in Berlin. Ihre frühen Interessen gelten den indigenen Völkern Amerikas, für die sie sich schon als Zehnjährige einsetzt: Mit einem Brief an den mexikanischen Präsidenten bittet sie diesen, gegen die aufständischen Yaqui-Indianer human vorzugehen.

Sie beschließt mit 14 Jahren, Schriftstellerin zu werden. Das Abitur macht sie 1921 und studiert dann Ökonomie, Philosophie, Alte Geschichte und Rechtswissenschaften an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (heute Humboldt-Universität). Nach ihrer Promotion 1925 zum Doktor der Philosophie ist sie zuerst Betriebsstatistikerin, dann Referentin beim Statistischen Reichsamt Berlin bis 1945.

1938 nimmt sie aktiv am Widerstand gegen die Nationalsozialisten teil. Sie versorgt verfolgte Juden und KZ-Häftlinge mit Lebensmitteln und Medikamenten. Dem Kommunisten Rudolf Welskopf, ihrem späterer Ehemann, verhilft sie zur Flucht, versteckt ihn 1944 bis 1945 und wird von der Gestapo verhört. Aus dieser Erfahrung entsteht später der Roman „Jan und Jutta“.

Liselotte Henrich bleibt nach dem Krieg in Berlin und betätigt sich zunächst in der Verwaltung und Wirtschaft. Rudolf Welskopf heiratet sie 1946, der gemeinsame Sohn Rudolf wird 1948 geboren. Liselotte Welskopf-Henrich arbeitet als Handlungsbevollmächtigte bei der Baustoff-Beschaffungs-GmbH und wird bald Geschäftsführerin. 1949 bewirbt sie sich um eine planmäßige wissenschaftliche Aspirantur für Alte Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Hier wirkt sie von 1952 bis Ende der 50er Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Sie veröffentlicht im Jahr 1957 „Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der griechisch-römischen Antike“. 1960 wird sie nach ihrer Habilitation erste Professorin für Alte Geschichte an der Berliner Alma mater und lehrt in ihrem Fach. Im folgenden Jahr wird sie Leiterin der Abteilung Geschichte des Altertums am Institut für Allgemeine Geschichte an der HUB. Ihre Habilitationsschrift „Probleme der Muße im alten Hellas“ veröffentlicht sie 1962.

1964 ernennt man sie als erste Frau zum ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften.

Bekannt wird Liselotte Welskopf-Henrich in dieser Zeit mit Romanen, deren Themen sie bereits in ihrer Kindheit bewegt haben. Sie besucht die Dakota-Indianer in Amerika und erforscht ihr Leben und ihre Traditionen. Von 1963 bis 1974 unternimmt sie mehrere Reisen in die USA, teils privat und teils auf Einladung für historische Gastvorlesungen an Universitäten der USA. Zusammengenommen hat sie ca. 2 Jahre bei den Indianern zwischen Arizona und Alaska zugebracht. Ihre historisch fundierten Romane werden alle zu Bestsellern und in 18 Sprachen übersetzt. Sie erreichen eine Gesamtauflage von über 6 Millionen Exemplaren. Die DEFA verfilmt ihr Buch „Die Söhne der großen Bärin“, wofür sie das Drehbuch schreibt.

Welskopf-Henrich veranschaulicht das Leben der Indianer detailliert und spannend über den dramatischen Einbruch der weißen Eroberer im 19. Jahrhundert, den Kampf um Gold und Alkohol, über Niederlagen und Verrat.

Die amerikanischen Ureinwohner ehren sie in den 60er Jahren mit dem Namen Lakota-Tashina (Schützende Decke/Schutzschal der Lakota). Die Indianerführer Dennis Banks und Clyde Bellecourt, die nach der Besetzung von Wounded Knee 1973 bedroht und verfolgt wurden, empfängt sie 1975 in Berlin.

Schon 1951 erhält sie den Preis für Jugendliteratur der DDR für „Die Söhne der Großen Bärin“. Ebenfalls für diesen Roman erhält sie 1968 den Friedrich-Gerstäcker-Preis. 1958 und 1961 zeichnet man sie mit dem Vaterländischen Verdienstorden aus und 1972 mit dem Nationalpreis der DDR.

Aber auch ihren wissenschaftlichen Forschungen widmet sie sich weiterhin. Ihr vierbändiges Standardwerk „Hellenische Polis“ vervollständigt sie 1974.

Bis zu ihrem Tod 1979 bleibt sie Leiterin des Forschungsprojektes „Soziale Typenbegriffe im alten Griechenland und ihr Fortleben in den Sprachen der Welt“, das von 1981 bis 1985 in sieben Bänden erscheint.

Sie stirbt bei einem Aufenthalt in Garmisch-Partenkirchen im Alter von 78 Jahren. Auf dem Friedhof Adlershof in Berlin wird sie beerdigt.