Hedwig Hintze

 

Hedwig Hintze, geb. Guggenheimer (* 6. Februar 1884 in München, † 19. Juli 1942 in Utrecht), erste promovierte Historikerin Deutschlands und Privatdozentin an der Friedrich-Wilhelms-Universität

Hedwig wird 1884 als Tochter einer jüdischen Bankiersfamilie in München geboren. Sie wird evangelisch getauft und auch christlich erzogen.

Bereits in jungen Jahren zeigt sich ihre wissenschaftliche Begabung und ein starker Bildungsdrang. Sie überwindet Hürden, die ihr und weiteren Frauen im damaligen Bildungssystem begegnen und beendet frühzeitig eine Ausbildung zur Französischlehrerin. Sie geht 1908 nach Berlin und immatrikuliert sich nach Abschluss eines externen Abiturs an der Friedrich-Wilhelms-Universität in den Fächern Geschichte, Nationalökonomie und Philosophie. Einer ihrer Hochschullehrer ist Otto Hintze, Historiker und Professor für Wirtschaftsgeschichte. Trotz Altersunterschied von 23 Jahren heiraten beide 1912 nach zweijähriger Bekanntschaft. 1924 promoviert Hedwig Hintze bei dem Historiker Friedrich Meinecke mit Studien aus ihrem Buch über die französische Verfassungsgeschichte. Vier Jahre später wird sie habilitiert und hält am 26. Oktober 1928 als Frau Dr. habil. Hintze ihre Antrittsvorlesung an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Dort ist sie bis 1933 Privatdozentin und wird im September aufgrund ihrer jüdischen Herkunft aus dem Hochschuldienst entlassen. Bereits im Mai wird sie aus der Redaktion der renommierten Historischen Zeitschrift ausgeschlossen, der sie seit 1926 angehört. Ihr Mann Otto Hintze tritt kurz darauf als Mitherausgeber zurück. Hedwig Hintze geht daraufhin zu einem Forschungsaufenthalt nach Paris, kehrt allerdings 1935 noch einmal nach Berlin zurück. 1939 gelingt ihr im letzten Moment die Flucht nach Holland. Nach dem Tod ihres Mannes 1940 steht sie mittellos da, sie erhält weder die ihr zustehende Witwenrente noch seinen wissenschaftlichen Nachlaß. 1941 wird sie an die New Yorker International School of Social Research berufen, kann jedoch in dieser Zeit wegen der Besetzung der Niederlande nicht mehr ausreisen. Im Juli 1942 nimmt sie sich in Hinblick auf die drohende Deportation in Utrecht das Leben.

Der Nachlass Hedwig Hintzes ist zum Großteil verschollen, ihre wissenschaftlichen Schriften sind lange Zeit in Vergessenheit geraten. Das 1996 in Bremen gegründete Hedwig-Hintze-Institut widmet sich Leben und Werk der Historikerin und hat sich die Erforschung ihrer Publikationen und deren Bekanntmachung zur Aufgabe gemacht.