Hermine Heusler-Edenhuizen

 

Hermine Heusler-Edenhuizen (* 16. März 1872 auf Burg Pewsum bei Emden, † 26. November 1955 in Berlin) war die erste im deutschen Kaiserreich ausgebildete Spezialärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Hermine Edenhuizen, Tochter eines Landarztes, wird 1872 auf Burg Pewsum im westlichen Ostfriesland als viertes von sieben Kindern geboren.

Nach dem Besuch privater Töchterschulen möchte Hermine gern Lehrerin werden, sie kann sich jedoch nicht gegen die Vorbehalte ihres Vaters durchsetzen. Sie kränkelt danach zwei Jahre und wird nach Berlin in Pension geschickt. Nach ihrer Rückkehr in das heimatliche Pewsum verbringt die junge wissbegierige Frau viel Zeit in einer Buchhandlung und stürzt sich in die Lektüre. Dort stößt sie 1893 auf die von der Frauenrechtlerin und Pädagogin Helene Lange herausgegebene Zeitschrift „Die Frau“, in der von der Herausgeberin Gymnasialkurse für Frauen angeboten werden. Hermine bewirbt sich und legt 1898 ihr Abitur ab. Sie beginnt ihr Medizinstudium in Berlin, obwohl sich Frauen 1898 noch nicht immatrikulieren dürfen und nur als Gasthörerinnen geduldet werden. Im ersten Semester in Berlin muss Hermine noch gegen massive Proteste der männliche Studenten ankämpfen, in ihren weiteren Studienorten Zürich, Halle und Bonn nimmt die Zahl der weiblichen Studierenden zu, während die Demütigungen durch männliche Studenten abnehmen. So wird die junge Hermine Edenhuizen 1903 als erste Frau an der Universität Bonn zum Dr. med. promoviert und erhält eine Assistenzstelle an der örtlichen Frauenklinik. Während ihrer Assistenzzeit in Bonn lässt sie sich als Spezialärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ausbilden und lernt auch ihren späteren Ehemann, den verheirateten Internisten Dr. med. Otto Heusler, kennen. Sie gründet ihre erste Praxis in Köln, später dann in Berlin. Neben ihrer Praxistätigkeit gründet sie gemeinsam mit der Ärztin Martha Wygodzinski die Neue Poliklinik für Frauen in der Alexanderstraße 8.

1912 heiratet sie den inzwischen geschiedenen Heusler mit für die Zeit ungewöhnlichem Ehevertrag, der ihr eine uneingeschränkte Berufstätigkeit garantiert. In den Jahren 1917 und 1919 adoptiert das Paar die Kinder Hella und Werner.

Im September 1924 gründen junge Ärztinnen in Berlin den Bund Deutscher Ärztinnen, Hermine ist Gründungsmitglied und bis 1928 Vorsitzende des Bundes. In dieser Funktion kämpft sie für das Recht der Frauen auf Berufstätigkeit und mit einer kleinen Zahl radikaler bürgerlicher Frauen für die Abschaffung des § 218. In der Zeit des Nationalsozialismus konzentriert sie sich auf ihre Arztpraxis in Berlin. Nach dem Tod ihres Mannes 1943 beginnt sie mit der Aufzeichnung ihrer Lebenserinnerungen. 1945 zieht sie zurück in ihren Heimatort Pewsum und praktiziert dort noch bis 1952. Danach folgende Wanderjahre zwischen Ludwigshafen, Celle und Hannover führen sie schließlich 1955 nach Berlin, wo sie im selben Jahr am 26. November infolge eines Schlaganfalls verstirbt. Eine Gedenktafel, die in Anwesenheit der Tochter der Geehrten, Frau Dr. Hella Heusler, am 30.11.2002 enthüllt wird, erinnert am Charlottenburger Wohn- und Geschäftshaus an das Schaffen von Hermine Heusler-Edenhuizen.

In ihrem Heimatort Pewsum werden im März 2012 anläßlich des 140. Geburtstages der Gründerin des Ärztinnenbundes im Rahmen eines Festaktes zwei Gedenktafeln enthüllt, und der Frauenrat Niedersachsens ernennt Pewsum zum Frauenort.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe verleiht seit 2010 zu Ehren von Edenhuizen den Hermine-Heusler-Edenhuizen-Preis für herausragende journalistische Arbeiten auf dem Gebiet der Gynäkologie und Geburtshilfe.