Martha Wygodzinski

 

Martha Wygodzinski (* 2. Juli 1869 in Berlin, † 27. Februar 1943 im KZ Theresienstadt) war das erste weibliche Mitglied in der Berliner Medizinischen Gesellschaft und Politikerin.

Martha wächst als eine von vier Töchtern von Max und Nanny Wygodzinski in einer begüterten jüdischen Familie im großbürgerlichen Milieu des Berliner Tiergartens auf. Die Eltern ließen sich Ende der 1860-er Jahre, aus Schlesien kommend, in Berlin nieder. Die Familie investiert viel in die Ausbildung ihrer Töchter, so dass Martha ihr Medizinstudium 1898 an der Universität in Zürich erfolgreich mit Staatsexamen und Promotion abschließen kann. Sie bleibt als Einzige der Schwestern unverheiratet und widmet sich zeitlebens ihrem Beruf als Ärztin.

Ihr deutsches Staatsexamen absolviert sie nachträglich 1901 in Halle und kann so nach der Erteilung der staatlichen Erlaubnis zur Ausübung des Arztberufes im Jahre 1902 als Volontärärztin an das Urban-Krankenhaus nach Berlin-Kreuzberg gehen. Noch im selben Jahr wird die junge Ärztin als erste Frau Mitglied der Berliner Medizinischen Gesellschaft. Ihre erste eigene Praxis eröffnet sie im Prenzlauer Berg und arbeitet aus ihrer sozialen Überzeugung heraus als „Armenärztin“. Bereits 1904 wird sie das erste Mal in der SPD-Zeitung „Vorwärts“ als sozialdemokratische Ärztin erwähnt. Neben dieser Tätigkeit gründet sie 1911 gemeinsam mit der Ärztin Hermine Edenhuizen die Neue Poliklinik für Frauen in der Alexanderstraße 8. Ein Jahr später verlegt sie ihre Praxis ebenfalls nach Berlin-Mitte zum Monbijouplatz 10. Darüber hinaus begründet und finanziert sie mehrere Mütterhospize, vorrangig in Pankow. Trotz ihrer großbürgerlichen Herkunft engagiert sich Wygodzinski in der Stadtverordnetenversammlung vor allem für soziale Medizin und frauenpolitische Themen. Sie ist Mitglied der Berliner SPD und wird 1927 in die Berliner Ärztekammer gewählt.

1933 wird Martha Wygodzinski wegen ihrer jüdischen Herkunft und ihrer sozialdemokratischen Aktivitäten aus der Berliner Ärztekammer und dem Bund deutscher Ärztinnen ausgeschlossen. Ihre Kassenpraxis kann sie noch bis 1935 ausschließlich für jüdische Patientinnen weiterführen. Doch 1938 wird ihr die Approbation entzogen, und sie muss auch ihre Wohnung in der Konstanzer Straße verlassen. Im Juli 1942 wird sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie im Februar 1943 an Schwäche und Unterernährung stirbt.

Seit November 2001 erinnert ein Stolperstein auf dem Bürgersteig in der Alexanderstraße 8 an Martha Wygodzinki. In der Neuen Schönholzer Str. 13 im Bezirk Pankow erinnert eine Gedenktafel an das von ihr finanzierte und betriebene Heim für obdachlose ledige Mütter und ihre Neugeborenen.