Elisabeth Schmitz

 

Elisabeth Schmitz (* 23. August 1893 in Hanau; † 10. September 1977 in Offenbach), Historikerin und Lehrerin

Elisabeth wächst als jüngste von drei Schwestern in einer evangelischen Lehrerfamilie in Hanau auf. Ihr Vater, der Gymnasialprofessor August Schmitz, unterstützt seine Tochter in ihrer akademischen Laufbahn.

1914 legt Elisabeth das Abitur ab und studiert anschließend an den Universitäten Bonn und Berlin Geschichte, Theologie und Germanistik. Damit gehört sie zur ersten Generation von Frauen in Deutschland, die studieren und eine eigenständige berufliche Tätigkeit aufnehmen können. Allerdings ist sie in ihrem Werdegang durch eine Personalabbauverordnung aus dem Jahr 1923 sehr eingeschränkt. Diese besagt, dass Frauen im öffentlichen Dienst unverheiratet bleiben müssen und somit keine Familie gründen können.

1920 promoviert sie an der Berliner Universität und schließt 1921 ihr Studium mit dem Ersten Staatsexamen ab.

Trotz ihrer Promotion unterrichtet Elisabeth Schmitz viele Jahre an verschiedenen Schulen. 1929 wird sie als Studienrätin am Luisengymnasium in der Ziegelstraße in Mitte eingestellt. Als überzeugte Christin erhebt sie nach 1933 ihre Stimme gegen die Entrechtung der Juden. Sie selbst ist außergewöhnlich mutig und unterstützt jüdische Mitbürger, indem sie sie in ihrer Wohnung in der Luisenstraße oder auf ihrem Grundstück in Wandlitz versteckt und mit Lebensmittelkarten versorgt.

Sie bittet die Bekennende Kirche vergeblich um Unterstützung für verfolgte Juden. 1935/36 verfasst sie anonym eine Denkschrift „Zur Lage der deutschen Nichtarier“, in der sie ausführlich die inneren und äußeren Nöte der jüdischen Bevölkerung beschreibt und das Schweigen der Kirche anklagt. Elisabeth Schmitz macht auch an ihrer Schule keinen Hehl aus ihrer Ablehnung des Nationalsozialismus und wird nach Berlin-Lankwitz versetzt. Nach der Pogromnacht im November 1938 lässt sie sich frühzeitig in den Ruhestand versetzen, weil sie an ihrer Schule die NS-Ideologie nicht verbreiten will. Im Zuge der Evakuierungen während des Krieges zieht sie in ihr Elternhaus nach Hanau. Sie kehrt nicht nach Berlin zurück, ihr Wohnhaus in der Luisenstraße geht im Bombenhagel unter.

Nach dem Krieg arbeitet sie bis zu ihrer Pensionierung 1958 wieder als Lehrerin in ihrer Heimatstadt. Danach unterstützt sie als Mitglied den örtlichen Geschichtsverein, schweigt aber über ihre persönlichen Verdienste im Widerstand gegen die Naziherrschaft. Sie selbst klärt auch nicht auf, dass sie die Verfasserin der anonymen Denkschrift ist, obwohl diese fälschlicherweise einer anderen Autorin zugeschrieben wird.

Erst 1999 wird Elisabeth Schmitz als Autorin bekannt, ihr 2004 in einem Hanauer Kirchenkeller entdeckter Nachlass verdeutlicht auch ihr Engagement gegen den Nationalsozialismus.

Unbekannt stirbt sie 1977 im Alter von 84 Jahren in Offenbach am Main. Eine Würdigung für ihr Engagement gegen die Nazis erfährt Schmitz erst weit nach ihrem Tod. Die Stadt Hanau und die Evangelische Kirche ernennen ihre Grabstätte im Jahr 2005 zum Ehrengrab, und 2013 wird an ihrem Wohn- und Geburtshaus in Hanau eine Gedenktafel angebracht. Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ehrt Elisabeth Schmitz 2011 posthum als „Gerechte unter den Völkern“.