Franziska Tiburtius

 

Franziska Tiburtius (* 24. Januar 1843 auf Gut Bisdamitz/Rügen; † 5. Mai 1927 in Berlin) war eine der ersten akademisch ausgebildeten Ärztinnen in Deutschland und Kämpferin für das Frauenstudium.

Franziska wird 1843 als Tochter der Gutsbesitzerfamilie Tiburtius aus Pommern geboren und wächst auf der Insel Rügen auf. Nach Beendigung der höheren Mädchenschule in Stralsund arbeitet sie ab 1860 als Hauslehrerin bei pommerschen Adelsfamilien, nach ihrem Lehrerexamen geht sie 1866 als Erzieherin an ein Pensionat nach England. Im Alter von 28 Jahren entscheidet sie sich dann für ein Medizinstudium und geht im Herbst 1871 nach Zürich, um Medizin zu studieren. Dort promoviert sie 1876 mit der Note „Sehr gut“ und arbeitet anschließend kurze Zeit als Volontärärztin an einer Dresdner Frauenklinik. 1877 kommt Franziska Tiburtius nach Berlin und wohnt zuerst bei ihrem Bruder, dem Oberstabsarzt Karl Tiburtius, und dessen Ehefrau Henriette Hirschfeld-Tiburtius in der Friedrichstraße/Ecke Schützenstraße. Hier bringt sie ihr erstes Praxisschild „Dr. med. Franziska Tiburtius“ in Berlin an.

1878 eröffnet sie gemeinsam mit der ebenfalls in Zürich promovierten Ärztin Emilie Lehmus eine Praxis für Frauen und Kinder in der Alten Schönhauser Straße 23/24, die erste Praxis weiblicher Ärzte in Deutschland. Zwei Jahre später richten dort beide Ärztinnen eine Poliklinik für Frauen ein, an der sie viele Jahre gemeinsam arbeiten. Der Poliklinik wird im Wohnhaus von Tiburtius eine kleine Pflegeanstalt für Frauen angeschlossen, aus der sich bald die Klinik weiblicher Ärzte entwickelt. Diese wird zum Zentrum der ersten Generation von Ärztinnen in Berlin.

Nach 30 Jahren Berufstätigkeit gibt Franziska Tiburtius ihre Praxis auf und unternimmt nun zahlreiche Reisen in alle Welt. Ihre gesammelten Erlebnisse und Erfahrungen hält sie in mehreren Aufsätzen für die Nachwelt fest. Ihre Reiseeindrücke, Kindheitserinnerungen sowie die zahlreichen Widerstände in einem von Männern dominierten Berufsfeld schildert sie eindrucksvoll in ihren Buch „Erinnerungen einer Achtzigjährigen“, das 1923 erscheint.

Während des Ersten Weltkrieges wird sie noch einmal in der Kranken- und Wohlfahrtspflege als Ärztin tätig.

Franziska Tiburtius engagiert sich ihr Leben lang für die Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten von Frauen und die Ausbildung von Ärztinnen an deutschen Universitäten. Sie leistet eine wegweisende Pionierarbeit und unterstützt mit ihrem Beispiel die weitere Öffnung des ärztlichen Berufsbildes für Frauen.

Franziska Tiburtius stirbt 84-jährig am 5. Mai 1927 in Berlin.