Maria Margaretha und Christine Kirch

 

Maria Margaretha Kirch, geb. Winckelmann (* 25. Februar 1670 in Panitzsch bei Leipzig; † 29. Dezember 1720 in Berlin), war Astronomin (Abb.), ihre Tochter Christine Kirch (* April 1697 in Guben; † 6. Mai 1782 in Berlin) war Kalendermacherin und Astronomin.

Bereits Christines Vater, Gottfried Kirch (1639-1710), verdient seinen Lebensunterhalt mit der Berechnung von Kalendarien und astrologischen Witterungsvorhersagen. Er heiratet in zweiter Ehe die 30 Jahre jüngere Marie Margaretha Winckelmann, die Tochter eines Geistlichen. Diese hat schon in frühen Jahren ein großes Interesse an der Astronomie entwickelt.

Sie wird seine Assistentin und macht Observationen und Berechnungen für den astronomischen Kalender und von ihm herausgegebene Ephemeriden (Tafelwerke mit den Positionen astronomischer Objekte). 1702 entdeckt sie einen neuen Kometen. Durch ihre Freundschaft mit Leibniz wird sie an den preußischen Hof eingeführt und später vom Zaren nach Russland eingeladen. Nach dem Tod ihres Mannes 1710 setzt sie ihre Arbeit alleine fort. 1712 erscheint von ihr eine Schrift über die bevorstehende Konjunktion von Jupiter und Saturn. Auch ihre Kinder Christfried (1694-1740), Maria und Christine bleiben der astrologischen Tradition des Elternhauses treu und setzten ihre Forschungsarbeiten bis ins Jahr 1774 fort. Christfried wird Leiter des Observatoriums Berlin, wohin ihm seine Mutter 1716 folgt.

Auch Christine assistiert ihrem Bruder, der die Stelle seines Vaters an der Berliner Akademie der Wissenschaften übernommen hat. Schon als Kind beginnt sie Sterne zu beobachten und war mit allen Sternbildern des Nordhimmels vertraut. Sie eignet sich Spezialwissen an, das während des gesamten 18. Jahrhunderts von Bedeutung für die Forschung bleibt. Nach dem Tod ihres Bruders setzt sie gemeinsam mit ihrer Schwester Maria die wissenschaftliche Tätigkeit an der Berliner Akademie fort. Hieraus entsteht eine über Jahrzehnte hinaus dauernde Zusammenarbeit.

Ab 1744 wird Christine Kirch ein regelmäßiges Gehalt ausgezahlt. Beide Schwestern erhalten ein Grundgehalt von fünfundzwanzig Reichstalern pro Quartal. Über Jahrzehnte liefert Christine den Kalender für Schlesien, der auch ihren Namen trägt. Dafür erhält sie weitere hundertfünfzig Reichstaler. Christine Kirch ist 1759 als Vorstand des Astronomenhaushalts die einzige Empfängerin dieser Zahlungen. Neben Familienangehörigen werden auch weitere Hilfskräfte angestellt.

Männliche Astronomen übernehmen schließlich am königlichen Observatorium die astronomischen Beobachtungen. Die Schwestern setzen ihre Tätigkeiten weiter fort und befassen sich mit Spezialaufträgen. Sie verzeichnen unter anderem bedeutende Ereignisse sowie das Erscheinen von Kometen.

Christine Kirch ist 1772 der anstrengenden Arbeit nicht mehr gewachsen. Die Akademie bedankt sich in einem sehr höflichen Schreiben für ihre Tätigkeit und bittet sie, Johann Elert Bode, den später berühmten Astronomen, als ihren Gehilfen auszubilden.