Hanna Bieber-Böhm

 

Hanna Elmire Flora Bieber-Boehm (* 06. Februar 1851 in Jakunowen/Ostpreussen; † 15. April 1910 in Berlin), Vertreterin der bürgerlichen Frauenbewegung und Wegbereiterin der sozialen Arbeit

Nach dem Tod ihrer Mutter muß Hanna − als älteste von sieben Geschwistern − sich mit um deren Erziehung kümmern. Von 1870 bis 1873 studiert sie an der Kunstschule in München, in Berlin und Paris. Sie betätigt sich auch schriftstellerisch. Den sieben Jahre jüngeren, jüdischen Rechtsanwalt Richard Bieber heiratet sie 1888 in Berlin. Ein Jahr später gründet sie den Sittlichkeitsverein „Jugendschutz“ und kämpft gegen Doppelmoral und Prostitution.

Hanna Bieber-Böhm setzt sich für die Rettung „gefallener Mädchen“ und „verführter Männer“ ein und engagiert sich gegen die staatliche Regulierung der „Unsittlichkeit“ (Prostitution). Sie vertritt die Ansicht, daß Prostitution durch mangelnde Moral verursacht wird, und fordert die Bestrafung der Prostituierten sowie ihrer Kunden. Minderjährige Prostituierte sollten in Erziehungsanstalten gebessert werden.

Eines der großen Verdienste Hanna Bieber-Böhms ist es, Prostitution, welche eigentlich als „schmutzig“ galt, zu einem Thema der Frauenbewegung zu machen. Sie gründet auch mehrere Kindergärten.

Sie gehört als Vertreterin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins 1893 neben Auguste Förster, Elisabeth Kaselowsky, Agnes Burchard, Annette Hamminck Schepel, Marie Fischer-Lette und Käthe Schirmacher der deutschen Delegation an, die die erste Generalversammlung des International Council of Women und die zugleich stattfindende Weltausstellung in Chicago besucht.

Sie gehört zum ersten Vorstand des Bundes Deutscher Frauenvereine und ist Mitglied der Rechtskommission und mitverantwortlich für eine Petition im Rahmen der Revision des Entwurfs des bürgerlichen Gesetzbuches. Darin wird gefordert:

  1. die Einführung der Gütertrennung in der Ehe, damit die Ehefrauen in Zukunft über ihr in die Ehe eingebrachtes Vermögen selbst entscheiden können,

  2. die Gleichberechtigung der Mutter mit dem Vater bei der Ausübung der elterlichen Gewalt,

  3. die Besserstellung unehelicher Kinder.

1902 erwirbt sie von ihrem väterlichen Erbe das umgebaute Winzerhaus auf dem Priorsberg in Neuzelle an der Oder (Niederlausitz). Hier richtet sie ein Ferienerholungsheim ein, welches heute ein Internat ist.