Helene Weigel

 

Helene Weigel (* 12. Mai 1900 in Wien; † 6. Mai 1971 in Berlin), Schauspielerin und Intendantin des Berliner Ensembles

Helene wird in Wien als Tochter eines Prokuristen und späteren Direktors einer Textilfirma geboren. Ihre Mutter ist Inhaberin eines Textilgeschäftes. Beide sind jüdischen Glaubens. Neben dem Gymnasium absolviert sie eine künstlerische Ausbildung. Das Realgymnasium der Schweizer Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald übt großen Einfluss auf Helene Weigel aus. Als Mädchenrealgymnasium bot es die erste Möglichkeit für Frauen in Österreich, die Matura zu machen. Die dort vermittelte Mischung aus emanzipatorischen Gedanken und hausfraulicher Fachkenntnis ist auch Grundlage von Helene Weigels Toleranz für Brechts ständige Frauenaffären. In Eugenie Schwarzwalds Schule sei Helene Weigel in einer „beginnenden Bewegung sexueller Liberalisierung“ aufgewachsen, wie ihre Biographin Sabine Kebir schreibt.

Ab 1918 beginnen verschiedene Engagements an Theatern, zum Beispiel 1919 am Neuen Theater in Frankfurt/Main, von 1921 bis 1930 am staatlichen Schauspielhaus Berlin, wo sie bei Max Reinhardt Dramaturgie studiert. 1924/25 spielt sie am Deutschen Theater Berlin.

1923 lernt sie Bertolt Brecht kennen, ein Jahr später wird ihr gemeinsamer Sohn Stefan geboren. Als Brecht sich endlich von seiner ersten Frau, der Opernsängerin Marianne Zoff, scheiden ließ, heiraten Helene und er am 10. April 1929. 1930 kommt die Tochter Barbara zur Welt.

Die Frauengestalten im Werk Brechts sind von Weigel beeinflusst, viele verkörpert und prägt sie. Sie gilt als großes schauspielerisches Talent und wird sogar von den Brecht wenig wohlgesonnenen Kritikern als Entdeckung gefeiert. 1932 spielt sie in der Uraufführung des Stückes „Die Mutter“ ebenso die Titelrolle wie in Brechts „Die Gewehre der Frau Carrar“ fünf Jahre später in Paris. Die nationalsozialistische Regierung erkennt Helene Weigel die deutsche Staatsbürgerschaft ab, daraufhin emigriert das Paar 1933 zunächst in die Schweiz, dann nach Dänemark, 1939 nach Schweden, 1940 nach Finnland und 1941 bis 1947 schließlich in die USA.

Trotz großer Bemühungen bot sich keine Möglichkeit, als Schauspielerin zu arbeiten. Brecht hat für sie die Rolle der stummen Kathrin in „Mutter Courage und ihre Kinder“ geschrieben, damit sie überall ohne Sprachschwierigkeiten auftreten kann. Sie spielt 1938 zum ersten mal auf einer dänischen Bühne die Carrar in einer Aufführung mit Laiendarstellern aus der Emigrantenkolonie. 15 Jahre lang ist Helene „nur“ Hausfrau und Mutter.

1947 kehrt sie nach Europa zurück und lebt zunächst in der Schweiz. In Brechts „Antigone“-Bearbeitung spielt sie die Hauptrolle in der Uraufführung 1948 in Chur/Schweiz. Dieser Auftritt war auch eine Prüfung nach langer schauspielerischer Abstinenz. Für die Antigone war die Weigel mit 47 Jahren eigentlich schon zu alt, der Darsteller ihres Geliebten war 20 Jahre jünger. Nur durch starke Schminke ließ sich der Altersunterschied einigermaßen verbergen. Dennoch ging das Experiment nicht gut aus.

Schließlich kehrt Helene Weigel nach Deutschland zurück und gründet zusammen mit Brecht das Berliner Ensemble in Ost-Berlin. Hier fungiert sie von 1949 bis 1971 als Intendantin. Sie spielt 1949 die Hauptrolle in Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“, mit der sie großen Erfolg erzielt und 1956 am Londoner Palace-Theater gastiert.

Dies ist der Auftakt zum Weltruf und bringt dem Ensemble 1954 den ersten Preis des „Theaterfestivals der Nationen“ in Paris ein.

1950 wird ihr und Brecht die österreichische Staatsbürgerschaft zugebilligt, und im gleichen Jahr ist sie Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste in Berlin (Ost). Sie wird dreimal mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. 1956 stirbt Bertolt Brecht.

1960 wird sie zur Professorin ernannt und 1965 mit dem Vaterländischen Verdienstorden ausgezeichnet.

1971 stirbt Helene Weigel, ihr Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte neben ihrem Mann.