Helga Weckerling

 

Helga Weckerling, geb. Zimmermann (* 20. Juni 1910 in Berlin, † 23. August 1993 Berlin), erste Pastorin in Berlin

Helga Zimmermann wächst in einer deutsch-nationalen Familie auf. Pazifistisches Gedankengut ist der Familie fremd, jedoch nicht antisemitisches. Später gesteht Helga Weckerling: „Eigentlich lernte ich erst in meinen Kreis mit getauften jüdischen Mädchen, was es heißt, ein ,Christ‘ zu sein.“

Sie studiert Theologie in Berlin und leitet anschließend an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin einen Kreis christlicher und jüdischer Mädchen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erkennt sie deren Not.

1937 wird sie als erste Frau in Berlin „illegal“ von der Bekennenden Kirche zur Pastorin ordiniert. Aber offiziell darf sie nur Frauendienste übernehmen. Mit dem sogenannten Vikarinnengesetz von 1927 hatte die evangelische Kirche den Dienst der Theologinnen geregelt. Diese sollten nie Pfarrerinnen werden und Gottesdienste leiten. In der „Reichsfrauenhilfe“ wendet sich Helga Zimmermann ausgebombten Frauen und Kindern zu.

1943 heiratet sie den Pfarrer Rudolf Weckerling, dieser gehört ebenfalls der Bekennenden Kirche an. Sie versieht in Dühringshof/Lkr. Landsberg (heute Polen) zu Ende des zweiten Weltkrieges den Pfarrdienst an evakuierten Soldatenfrauen mit kleinen Kindern. Zu dieser Zeit sind alle Pfarrer eingezogen, und Helga Weckerling darf nicht nur, sondern muss sogar das Pfarramt mit all seinen Aufgaben übernehmen, gegen das kirchliche Recht.

Nach dem Krieg werden alle Amtshandlungen der Bekennenden Kirche legalisiert. Auch die Ordination von Helga Weckerling. Endlich kann sie 1948 gleichberechtigt mit ihrem Mann den Pfarrdienst in der Melanchthon-Gemeinde in Berlin-Spandau übernehmen.

Aber 1950 ändern sich die Gesetze wieder. Wenige Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Ruth (1947) wird ihr abermals der Pfarrdienst verwehrt. Die Begründung lautet nach damaligem Kirchenrecht: „Das Amt der Vikarin ruht in der Ehe.“

So erleidet Helga Weckerling das gleiche Schicksal wie viele Theologinnen ihrer Zeit. Nach der „Normalisierung“ der deutschen Gesellschaft machen sich viele Kirchenmänner Gedanken, wie man die Frauen „wieder von der Kanzel herunter bekommt“.

Mit der Kirche der Nachkriegszeit sind Helga und Rudolf Weckerling oft nicht zufrieden. Doch sie vervollständigen ihren Weg und engagieren sich bei den Aktionen Sühnezeichen und Friedensdienste. Hier gibt es eine eigene Stiftung, die nach Helga Weckerling benannt ist.

Die Familie verbringt viele Jahre im evangelischen Dienst der deutschsprachigen Gemeinden von Beirut, Kuwait und dem ganzen nahen Osten, wohin Rudolf Weckerling berufen wird. Helga Weckerling und die Kinder haben diese Zeit sehr genossen und wären gerne noch eine zweite Amtszeit geblieben. Hier durfte sie auch als Pfarrerin mitarbeiten.

1993 stirbt die bedeutende Pfarrerin der Bekennenden Kirche Helga Weckerling. Der ausdrückliche Wunsch dieser selbstbewussten Frau ist es, auf dem Friedhof in Erbach im Rheingau neben ihren Schwiegereltern beerdigt zu werden.