Bona Peiser

Bona Preiser, Wikimedia, gemeinfrei (GFDL)
(geb. in Berlin, gest. in Berlin), Bibliothekarin

Bona Peiser wuchs als Tochter des jüdischen Berliner Verlagsbuchhändlers Wolf Peiser in der Spandauer Vorstadt am Rande des Scheunenviertels auf. Seit ihrem 21. Lebensjahr, insgesamt 54 Jahre lang, wohnte sie in der heutigen Lobeckstraße 11 in Kreuzberg, damals Luisenstadt.

Aufgrund des hohen traditionellen Ansehens von Büchern in jüdischen Familien war Bona Peiser der Umgang mit Büchern früh vertraut. Wissensdurstig besuchte sie zunächst die Höhere Töchterschule und beschloss dann, sich in England selbst für die bibliothekarische Arbeit auszubilden. Sie betrieb geeignete Fachstudien in Großbritannien und arbeitete an einer der vorbildlichsten öffentlichen Bibliotheken, der Public Library of Manchester, als Volontärin.

Zurück in Berlin, engagierte sich Bona Peiser im von Minna Cauer gegründeten „Verband für weibliche Angestellte“, und für die 1892 ins Leben gerufene „Deutsche Gesellschaft für Ethische Kultur“ (DGEK). Diese unterstützte die Lese- und Bücherhallenbewegung, eine gesellschaftliche Strömung, die eine deutschlandweite Reform der Volksbibliotheken zur Förderung der Volksbildung forderte. In der DGEK gründete Bona Peiser gemeinsam mit anderen die Bibliothekskommission. Zeitgleich mit der ersten öffentlichen Lesehalle Berlins öffnete auch die DGEK eine Bibliothek. In beiden Lesehallen, in denen dann exemplarisch auch Bibliothekarinnen ausgebildet wurden, fungierte sie als Leiterin. Zudem entwickelte Bona Peiser einen systematischen Buchkarten-Präsenzkatalog, den beide Bibliotheken bis weit nach Ende des 2. Weltkrieges nutzten.

Öffentliche Bibliotheken gibt es in Berlin seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts. Anders jedoch als die Public Libraries in Großbritannien und den Vereinigten Staaten, führten die hiesigen Bibliotheken, ehrenamtlich geführt von Lehrern, eher ein Schattendasein. Ausbildungs- und Anstellungsmöglichkeiten gab es keine. Es wurden Geld- und Bücherspenden gesammelt und auf Initiative der Bücherhallenbewegung, in der Bona Peiser federführend aktiv war, eröffnete man am 1. Januar 1895 in der Neuen Schönhauser Allee 13 (ab 1902 in der Münzstraße 11, ab 1908 in der Rungestraße 25-27) die „Erste öffentliche Lesehalle zu Berlin“ mit fünf geräumigen Zimmern. Sie wurde von Bona Peiser und Ernst Jeep, Königlicher Hofbibliothekar, eingerichtet und zeitlebens von ihr geleitet. Die Benutzung war frei und die Bücher konnten auch ausgeliehen werden. Ebenfalls gab es dort Zeitungen und Zeitschriften.

Seit 2004 trägt eine Privatstraße den Namen Bona-Peiser-Weg. Dieser liegt zwischen der Köpenicker Straße und der Spree, die bis 1989 als „natürliche Grenze“ Ost- und West-Berlin (Kreuzberg und Mitte) trennte. In Berlin-Kreuzberg ist in der Oranienstraße eine Bibliothek nach Bona Peiser benannt.

(verfaßt: G. Thomas)