Henriette Herz

Henriette Herz, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 05.09.1764, gest. am 22.10.1847 in Berlin), Schriftstellerin und Salonnière

Henriette Julie Herz wurde als Tochter des jüdischen Arztes Benjamin de Lemos in Berlin geboren. Ihre Eltern legten großen Wert auf eine gute Erziehung. Sie erhielt eine umfassende Ausbildung, welche für Frauen zu dieser Zeit nicht üblich war. Dabei wurde ihre außerordentliche Begabung für Sprachen früh erkannt und fand im Unterricht einen besonderen Stellenwert.

Bereits mit fünfzehn Jahren heiratete Henriette Herz den fünfzehn Jahre älteren Arzt und Philosophen Marcus Herz. Ihre Ehe blieb kinderlos. Ihr Mann leitete bis zu seinem Tod das Jüdische Krankenhaus in Berlin.

Henriette Herz’ Schwerpunkt war die Literatur – deshalb sammelte sie einen Kreis junger Männer und Frauen um sich. So wurde sie zur Vorreiterin und Inhaberin eines führenden Berliner literarischen Salons. Im Haus der Eheleute trafen sich Philosophen, Politiker und Wissenschaftler ebenso wie Künstler und Schriftsteller. Es zählten beispielsweise Alexander und Wilhelm von Humboldt, Johann Gottfried Schadow, Clemens Brentano oder Prinz Louis Ferdinand aus dem Hause Hohenzollern zu den regelmäßigen Gästen, aber auch Rahel Varnhagen und Dorothea Schlegel aus der Damenwelt. Die Wohnungen des Paares, in der Spandauer Straße und später in der Neuen Friedrichstraße, wurden mehr und mehr zu Treffpunkten des geistigen und kulturellen Lebens in der Stadt. Mit ihrer überdurchschnittlichen Ausbildung und den sich ständig erweiternden Sprachkenntnissen zählte sie in Gesellschaftskreisen zu den gelehrtesten Frauen.

Als ihr Mann 1803 starb, musste sie ihre geselligen Runden im Salon einschränken und sich ihren Lebensunterhalt mit der Erteilung von Sprachunterricht selbst verdienen. Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1817 konvertierte Henriette Herz in aller Stille vom Judentum zum Protestantismus. Danach trat sie eine lange Reise nach Italien an, wo sie besonders in Rom viele Kontakte zu Geistesgrößen ihrer Zeit knüpfte.

Als sie 1819 nach Berlin zurückkam, engagierte sie sich trotz eigener finanzieller Probleme in sozialen Bereichen, indem sie kostenlosen Sprachunterricht erteilte und sich auch um Kranke und Verwundete kümmerte. Sie verbrachte ihre letzten Jahre in der Markgrafenstraße nahe dem Gendarmenmarkt und starb kurz nach ihrem 83. Geburtstag im Jahr 1847 in Berlin.

In der Alten Nationalgalerie sind sowohl die von Johann Gottfried Schadow geschaffene Büste Henriettes als auch ihr Porträt von Anton Graff zu sehen. Der Henriette-Herz-Platz liegt unmittelbar am Hackeschen Markt in Berlin-Mitte und trägt diesen Namen seit 2000. Ihre Grabstelle auf dem Friedhof II der Gemeinde Jerusalem- und Neue Kirche in Berlin-Kreuzberg am Halleschen Tor wurde zum Ehrengrab durch das Land Berlin erklärt.

(verfaßt: G. Thomas)