Clara von Simson

Clara von Simson, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 04.10.1897 in Rom, gest. am 18.10.1983 in Berlin), Naturwissenschaftlerin und Kommunalpolitikerin.

Clara Simson wurde 1897 in eine deutsch-jüdische Familie geboren, die sich schon damals für eine moderne emanzipierte Erziehung einsetzte. Sie war eine Tochter aus gutem Hause. Ihre Kindheit genoss sie in voller Gleichberechtigung zu ihren Brüdern und hatte freie Wahl ihres späteren Berufs. 1918 entschied sie sich für das Chemie- und Physikstudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Ihre Lehrer waren vier Nobelpreisträger: Albert Einstein, Max von Laue, Max Planck und Walter Nernst. 1923 promovierte sie in Berlin im Hauptfach Experimentalphysik über „Röntgenuntersuchungen an Amalgamen“ zum Dr. Phil. Sie arbeitete anschließend als wissenschaftliche Assistentin am Physikalisch-Chemischen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten traten drastische Änderungen in ihr Leben ein. Obwohl in der Familie seit vier Generationen christlich getauft wurde, galt sie von nun an als „Mischling“ und „rassisch minderwertig“. Für eine weitere akademische Laufbahn wurde sie als „unwürdig“ bezeichnet und der Universität verwiesen. Sie arbeitete in einem Patentanwaltsbüro und verdiente ihr Geld mit Übersetzungen. Ihr Förderer Max von Laue unterstützte sie dabei. Clara von Simson half in dieser Zeit rassisch und politisch Verfolgten.

Da sie selbst politisch unbelastet war, konnte sie nach dem zweiten Weltkrieg wieder an der TU Berlin arbeiten. Im Herbst 1947 erhielt sie dort eine Stelle als Oberingenieurin. 1949/50 hielt sie sich zu Forschungszwecken in Oxford bei ihrem dorthin emigrierten ehemaligen Doktorvater Sir Francis Simon auf. Dieser half ihr, Wissenslücken aufzuarbeiten, die als Folge der Aussperrung aus der Universität entstanden sind. Sie habilitierte sich an der Technischen Universität Berlin 1951 als erste Frau in Physik (Wärmeleitfähigkeit des Ammoniumchlorids) und war als Privatdozentin tätig.

Ihr Engagement galt auch der Förderung der Berufsausbildung von Frauen, daher nahm sie von 1952 bis 1963 die Stelle der Direktorin beim Lette-Verein an, einer Berufsbildungseinrichtung für junge Frauen. Zusätzlich war sie von 1955 bis 1960 Vorsitzende des Frauenbundes und von 1963 bis 1971 für die FDP im Berliner Abgeordnetenhaus. Im Parlament war sie Mitglied in den Ausschüssen für Wissenschaft und Kunst sowie Schulwesen. Weiterhin gehörte sie dem Kuratorium der Friedrich-Naumann-Stiftung an und war von 1969 bis 1977 dessen Vorsitzende. Sie erhielt die Ehrendoktorwürde 1966 nach sechs Jahren im Akademischen Senat von der TU Berlin. 1973 ernannte man sie zur Stadtältesten und verlieh ihr 1978 das Große Bundesverdienstkreuz. Mit der Stiftung des Clara von Simson-Preises ehrt die Technische Universität Berlin diese außerordentliche Wissenschaftlerin.

Clara von Simson starb am 18. Okt.1983. Die Stadt Berlin ehrt sie mit einem Ehrengrab auf dem Kreuzberger Friedhof am Halleschen Tor. 2007 wurde in Charlottenburg auf Initiative der FDP die Straße 244 in Clara-von-Simson-Straße umbenannt.

(verfaßt: G. Thomas)