Margarete von Witzleben

Margarete von Witzleben, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 22.02.1853 in Kitzscher, gest. am 01.02.1917 in Berlin), Begründerin der Bewegung zur Selbsthilfe und Selbsterfahrung schwerhöriger und gehörloser Menschen

Margarete von Witzleben entstammte dem Adelsgeschlecht Witzleben und wuchs auf dem elterlichen Rittergut Kitzscher auf. Ab ihrem zwölften Lebensjahr stellte sie fest, dass die Welt um sie herum immer leiser wurde und sich die akustische Wahrnehmung veränderte. Durch ihre festgestellte Schwerhörigkeit kam sie nicht mehr für eine standesgemäße Ehe in Frage. Keiner der zahlreich aufgesuchten Ärzte konnte ihr zum damaligen Zeitpunkt helfen. Sie löste sich immer mehr von ihrer Familie und durchlief viele Tätigkeiten, welche ihrer geistigen Entwicklung förderlich waren, unter anderem Helferin im Kindergottesdienst oder in einer Bibliothek. Margarete von Witzleben trat dem Jungfrauenverein bei, für den sie die Sonntagsschule leitete. Für einen weiteren Frauenverein engagierte sie sich bei der Leitung eines Erholungsheimes.

1894 zog sie ins Berliner Marienheim – ein Heim, welches junge Frauen vom Lande aufnahm. Hier war sie auch maßgeblich am Aufbau einer Haushaltsschule beteiligt. 1898 veröffentlichte sie den „Leitfaden der Haushaltslehre“. Die Lehrertätigkeit musste sie dann aber wegen der fortschreitenden Schwerhörigkeit aufgeben. Sie kümmerte sich fortan bis zum Lebensende um die Belange ertaubte Menschen. Nebenbei verfasste sie Schriften und schrieb Bücher.

Ab 1901 trafen sich in ihrer Wohnung in der Tieckstr. 17 in Berlin-Mitte gläubige Schwerhörige – woraus später dann der Hephata-Verein entstand. Der Verein unterstützte Schwerhörige und Gehörlose, welche fast immer von Arbeitslosigkeit bedroht waren. Zu ihren Aufgaben machte sie sich auch, sich für Bildung und Weiterbildung einzusetzen. Zusammen mit einem Berliner Ohrenarzt forderte Margarete eine behindertengerechte Beschulung sowie weiterführende Schulen für Schwerhörige. Auch im kulturellen Bereich kümmerte sie sich um Gehörlose und Schwerhörige. Ihre Schwester stellte für Erholungsaufhalte für Bedürftige ihre Villa in Wernigerode zur Verfügung und Margarete von Witzleben kümmerte sich um die Organisation.

Am 1. Febr. 1917 verstarb Margarete von Witzleben nach kurzer Krankheit. Sie wurde auf dem Friedhof in Berlin-Wilmersdorf beerdigt. Es wurden Gedenktafeln in der Tiekstr. 17 (Berlin-Mitte) sowie in der Sophie-Charlotten-Str. (Witzleben-Haus) angebracht. In der Palisadenstrasse in Berlin-Friedirchshain ist eine Schule nach ihr benannt.

(verfaßt: G. Thomas)