Else Ury

Else Ury, Juden in Berlin, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 01.11.1877 in Berlin, gest. am 13.01.1943 in Ausschwitz), Schriftstellerin, Kinderbuchautorin

Else Ury war die Tochter des Tabakfabrikanten Emil Ury und seiner Frau Franziska. Sie hatte noch zwei Brüder und eine Schwester. Die Familie war wohlhabend. Emil Ury gehörte der jüdischen Gemeinde an. Weihnachten und Ostern, die christlichen Feiertage, wurden in der Familie als Kinderfeste gefeiert. Bis 1905 lebte die Familie in Berlin-Mitte. Die Brüder besuchten das Gymnasium und studierten Medizin und Jura. Else und ihre Schwester Käthe besuchten die Königliche Luisenschule. 1894, nach Beenden der Schule, erkannte Else Ury ihr Talent und begann zu schreiben. 1905 erschien ihr erstes Buch „Was das Sonntagskind erlauscht“. Im gleichen Jahr zog die Familie nach Charlottenburg, was einem sozialen Aufstieg gleichkam.

Else Urys zweites Buch „Studierte Mädel“ ragte aus ihrem Gesamtwerk heraus und wurde auch von erwachsenen Frauen gelesen. Das Buch erschien 1906 und war modern und zeitgemäß. Es machte deutlich, dass eine akademische Ausbildung für Frauen kein Hindernis für Ehe und Familienglück sein musste. In dieser Zeit wurden Frauen allmählich an deutschen Universitäten zugelassen. Durch dieses Buch wurde Else Ury bekannt. Kurz vor dem ersten Weltkrieg erschien „Nesthäkchen und ihre Puppen“. Bis 1925 wuchs dieses Werk zu zehn Bänden an. Es wurde für Else Ury und ihren Herausgeber, den Meidinger Verlag, der größte finanzielle Erfolg. Else Ury unterstützte die Familie ihrer Schwester, da sie von der Inflation der 1920er Jahre wenig betroffen war. Zu Else Urys 50. Geburtstag, am 01. November 1927, richtete ihr der Meidinger Jugendschriften-Verlag einen Empfang im Berliner Adlon Hotel aus.1933 erschien ihr letzter veröffentlicher Roman „Jugend voraus“.

Am 06. März 1935 wurde Else Ury aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, was einem Berufsverbot gleichkam. Trotzdem waren ihre Bücher, auch nach 1935, noch sehr beliebt. 1938-1939 versuchte Else Ury, einige Märchen und Erzählungen ins Englische zu übersetzen und nach England zu verkaufen. Der Versuch scheiterte jedoch. Elses Brüder durften zunächst in ihren Berufen als Arzt und Rechtsanwalt weiterarbeiten. Elses Bruder Hans, zu dem sie ein besonders enges Verhältnis hatte, beging im Sommer 1937 Selbstmord. Einige Familienmitglieder emigrierten ins Ausland. Ihre Neffen Fritz und Klaus lebten seid 1936 in London. 1938 besuchte Else Ury ihre Neffen in London, kehrte aber wieder nach Deutschland zurück, um ihre Mutter zu pflegen.

1939 trat sie eine letzte Reise an, zu ihrem Ferienhaus in Krummhübel. Im April 1942 wurde das Ferienhaus beschlagnahmt und das Deutsche Reich als Eigentümer eingeschrieben. 1940 wurden von den Nazis weitere Beschränkungen erlassen: Juden durften kein Radio besitzen, Telefonanschlüsse wurden entzogen, Kleiderkarten gab es nicht mehr. Ausgeh- und Einkaufszeiten wurden beschränkt. Im April 1940 verstarb die Mutter, nun blieb Else Ury allein in Berlin zurück. Ihre Familie lebte in London und Amsterdam. Der Versuch ihres Neffen Klaus Heymann, ein Kuba-Visum für seine Tante zu bekommen, scheiterte. Am 06. Januar 1943 musste sich Else Ury in der Deportationssammelstelle in der Großen Hamburger Straße einfinden und wurde am 12. Januar 1943 im Osttransport nach Auschwitz deportiet. Sofort nach Ankunft in Auschwitz wurde Else Ury in der Gaskammer ermordet.

Nach Else Ury wurde eine Bibliothek in der Glogauer Straße in Berlin-Kreuzberg benannt.


Quellen
de.wikipedia.org/wiki/Else_Ury