Anna Schramm

Anna Schramm, Abb.: Scan: --Goerdten 17:14, 4. Mär. 2007 (CET) - Aus Spemanns goldenes Buch des Theaters (1902), gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 08.04.1835 in Reichenberg, Böhmen, gest. am 01.06.1916 in Berlin), Sopranistin, Soubrette und Schauspielerin

Wie ihre ältere Schwester Amalie erhielt Anna Schramm ihre erste Ausbildung von ihrer Mutter, der Sopranistin und Schauspielerin Henriette Schramm-Graham. Später wurde sie Schülerin des Lustspielautors und Schauspielers Roderich Benedix und erhielt eine Gesangsausbildung bei dem Komponisten und Hofkapellmeister Franz Abt.

Schon als Sechsjährige betrat sie mit ersten Kinderrollen die Schauspielbühne. 1852 gelang es ihr, in Köln eine Beschäftigung im Chor und in kleinen Rollen zu erhalten. Ihr erstes Engagement als Schauspielerin trat Anna Schramm 1855 in Dessau an. In den folgenden Jahren führte sie ihr Weg mit wachsendem Erfolg über die Bühnen von Königsberg und Danzig bis ins Hamburger Stadttheater. 1861 wurde sie ans Wallner-Theater in Berlin verpflichtet. Mit ihrem Talent, in Possen, Lust- und Singspielen den Berliner Humor hervorragend darzustellen, konnte sie das Publikum schnell für sich gewinnen. 1868 wurde Anna Schramm für zwei Jahre Mitglied des Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters. Anschließend unternahm sie mehrere Gastspielreisen, ehe sie sich 1876 nach ihrer Heirat mit dem Fabrikanten Ferdinand Conrad Bügler von der Bühne ins Privatleben zurückzog. Die Verschwendungssucht ihres Ehemannes führte jedoch dazu, dass Anna Schramm nach vierjähriger Zurückgezogenheit ihre Bühnentätigkeit wieder aufnahm. 1882 erfolgte die Scheidung.

Ihre Rückkehr auf die Bühne wurde vom Jubel des Publikums begleitet, zumal sie von ihrem Können nichts eingebüßt hatte. Zunächst begab sie sich auf Gastspielreise durch ganz Deutschland. 1885 führte sie ihr Weg auch nach Wien, wo ihre Auftritte trotz des echten Berliner Humors stets ein Ereignis waren. 1888 vollzog sie den Übergang ins Fach der älteren Rollen – abermals am Berliner Wallner-Theater. In der Rolle der „Madame Bonivard" konnte sie begeistern. Lobend wird erwähnt, „dass sie diese und andere französische Rollen nicht mit deutschem Geist, sondern mit französischem Esprit zur Darstellung brachte". Anna Schramm war glücklich über diesen Erfolg, denn sie hatte sich entschlossen, bei einem Scheitern die Bühne endgültig zu verlassen. 1891 verpflichtete das Königliche Schauspielhaus in Berlin Anna Schramm, wo sie bis 1912 wirkte.
Dort erschien sie erstmals im klassischen und ernsten Fach, womit sie nicht mehr nur auf das Fach der „Komischen Alten" festgelegt war. Als „Marthe Schwerdtlein“ in Goethes „Faust" glänzte sie ebenso, wie in der Rolle der „Daja“ in Lessings „Nathan der Weise“.

Für ihre künstlerischen Leistungen wurden Anna Schramm mehrere Ehrungen zuteil. So erhielt sie im Februar 1894 anläßlich eines Gastpiels am Großherzoglichen Theater in Oldenburg die „Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft". Der Herzog von Anhalt verlieh ihr den Verdienstorden für Kunst und Wissenschaft. Zudem wurden Anna Schramm die Ehrenmitgliedschaften des Königlichen Schauspielhauses und der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger übertragen.

Am 1. Juni 1916 starb Anna Schramm mit 81 Jahren in Berlin. Ihre letzte Ruhestätte fand sie, zusammen mit ihrer Schwester Amalie Schramm, auf dem Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde in Berlin-Kreuzberg. Die Inschrift „Du warst der Besten Eine“ auf ihrem Grabstein zeugt von der Beliebtheit und Bedeutung dieser Künstlerin.


Quellen
Ludwig Eisenberg's grosses biographisches Lexikon der deutschen Bühne im 19. Jahrhundert, S. 913

CD-ROM "Eines Schattens Traum ist der Mensch", Berliner Friedhöfe Teil 1

Quellen/Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Schramm