Hedwig Wachenheim

(geb. am 27.08.1891 in Mannheim, gest. am 08.10.1969 in Hannover), Sozialpolitikerin, Historikerin

Als Tochter einer Bankiersfamilie besuchte Hedwig Wachenheim 1912 eine Wahlversammlung der SPD, wo ihr der Reichstagsabgeordnete und begnadete Redner Ludwig Frank auffiel.
Von ihm ermutigt und inspiriert, wagte sie den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit und begann an der Sozialen Frauenschule Alice Salomon in Berlin ein Studium.

1914 trat Hedwig Wachenheim in die SPD ein und arbeitete in Mannheim als Fürsorgerin, wo sie erste praktische Erfahrungen in der Sozialarbeit in Arbeitervierteln machte und sich mit Ludwig Frank verlobte. Allerdings verstarb der „Führer der Reformisten" als Kriegsfreiwilliger nach Ausbruch des ersten Weltkrieges. Nach Kriegsende und der Novemberrevolution gelang ihr ein Sprung in ihrer politischen Karriere: 1920 wurde sie Stadtverordnete und 1921 Magistratsmitglied, zuständig für die Feuerwehr. Zudem war sie für kurze Zeit in der Reichszentrale für Heimatdienst beschäftigt.

Durch ihren Eintritt in die AWO (Wohlfahrtsschule), welchen sie wohl Elfriede Ryneck zu verdanken hatte, die ihr soziales Engagement lobte, wurde sie eine der Persönlichkeiten, welche das Sozialwesen der Weimarer Republik entscheidend beeinflusste. Besonders durch die AWO in Berlin konnte sie die Etablierung der Sozialarbeit als Beruf verwirklichen. 1928 und 1932 wurde sie in den Preußischen Landtag gewählt. Nach der Übernahme der Macht durch die Nationalsozialisten wurde das Leben für die Jüdin und Sozialdemokratin zunehmend unerträglicher, weshalb sie sich gezwungen sah, Deutschland zu verlassen.
In ihrem Exil wanderte sie von Frankreich – wo sie in Paris eine Zeit lang studierte – in die Schweiz, nach England, London (wo sie das in Paris begonnene Studium in Geschichte und Literatur fortführte).

Mit Forschungsaufträgen für die New School of Social Research in New York und durch publizistische Tätigkeit gewann sie in den USA schließlich ihre finanzielle Unabhängigkeit zurück. 1938 erwarb sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Dank eines Stipendiums der Universität Berkeley in Kalifornien schuf sie 1955 eine wissenschaftlich Arbeit, die zum Standardwerk werden sollte: „Die deutsche Arbeiterbewegung 1844 – 1914“. Anfang 1969 begann Hedwig mit den Arbeiten an ihren Memoiren und verstarb im Oktober gleichen Jahres auf einem Deutschlandbesuch in Hannover.

Zur Würdigung Hedwig Wachenheims wurde eine Straße in Berlin-Friedrichshain nach ihr benannt.


Quellen/Links
berlin.kauperts.de/Strassen/Hedwig-Wachenheim-Strasse-10243-Berlin?query=Hedwig-Wachenheim-Stra%C3%9Fe
de.wikipedia.org/wiki/Hedwig_Wachenheim