Clara Grunwald

Clara Grunwald, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 01.06.1877 in Reydt/Rheinland, gest. 1943 in während Transport nach Auschwitz), Lehrerin in Berlin-Friedrichshain

EIN LEBEN FÜR DIE MONTESSORI-PÄDAGOGIK

Im Jahre 1916 wurde in der Gubener Straße 53 eine Mädchenmittelschule, die Luise-Otto-Peters-Schule, eröffnet. Eine der neuen Lehrerinnen war Clara Grunwald…

Am 1. Juni 1877 in Rheydt im Rheinland als das älteste von acht (ursprünglich elf) Kindern des Kaufmanns Bernhard Grunwald und seiner Ehefrau Rosalie geboren, war Clara 1883 mit ihrer Familie nach Schöneberg, damals noch »bei« Berlin, gezogen. Herangewachsen -…, hatte sie sich an einem Lehrerinnenseminar angemeldet und 1896 das Examen bestanden…

Mit Montessoris Ideen über das selbstständige, tätige Lernen der Kinder kam sie an die neue Schule in Friedrichshain. Clara Grunwald setzte ihre Hoffnung auf die Kinder, auf frei erzogene Kinder. Sie hospitierte…und absolvierte im Sommer 1921 eine viermonatige Ausbildung bei Maria Montessori. Bereits vier Jahre später wurde sie die erste Vorsitzende der 1925 gegründeten Deutschen Montessori-Gesellschaft. Während der gesamten Weimarer Republik arbeitete Clara Grunwald als Lehrerin an der Mädchenmittelschule in Friedrichshain.

In der Gemeindeschule Scharnweberstraße 19, einer Lebensgemeinschaftsschule (heute Friedrichsberger Grundschule), gründete sie 1925 das zweite Berliner »Volkskinderhaus«. (Eine Gedenktafel erinnert dort seit 1997 an die Pädagogin.) Gleichzeitig wurde sie durch ihre Vorträge, Veröffentlichungen und die Leitung von Ausbildungskursen zur Protagonistin der Montessori-Pädagogik in Deutschland.

Im Jahre 1929 erhielt auch der Berliner Bezirk Kreuzberg einen Montessori-Kindergarten, und zwar ein Ganztagskinderhaus im ersten Stock eines Fabrikgebäudes in der Yorkstraße 11…

1933 wurde Clara Grunwald als Sozialistin und Jüdin aus dem Schuldienst entlassen. Nach dem Erlebnis des Ersten Weltkrieges aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten, schloss sie sich nun der Gemeinde wieder an. Die Montessori-Pädagogik wurde 1936 in Deutschland verboten. Clara Grunwald unterrichtete nun in ihrer Wohnung… Im Oktober 1941 zog sie in das jüdische Umschulungslager »Gut Neuendorf« bei Fürstenwalde und arbeitete dort weiter… Ein Jahr später, am 19. April 1943, wurde Clara Grunwald mit dem 37. »Osttransport« nach Auschwitz deportiert. Sie ist auf der Fahrt gestorben oder gleich nach der Ankunft des Zuges ermordet worden.

In Kreuzberg gibt es seit 1992 eine nach der Montessori-Methode arbeitende Schule, die Clara-Grunwald-Grundschule in der Halleschen Straße.


Quellen
gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014