Traute (Martha Edeltraut) Rose, geb. Kummer

(geb. am 12.02.1904 in Danzig, gest. am 10.10.1997 in Baden-Baden), Schauspielerin

»DIE NACHTIGALL DES OSTENS«

Dort »draußen im Osten« wurde nicht nur geschuftet, es gab zwischen all den Mietskasernen ein Theater: das Rose-Theater in der Großen Frankfurter Straße 132 (heute: Karl-Marx-Allee), ein imposanter Bau mit einer Sommerbühne und einem Kaffeeausschank im Garten. 1877 war es als Ostend-Theater eröffnet worden, 1906 hatte der Schauspieler Bernhard Rose (1865-1927) das Theater – zu dieser Zeit Carl-Weiss-Theater genannt – übernommen. Es sollte das beliebteste Berliner Volkstheater werden. Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1927 übernahmen seine drei Söhne Hans, Willi und Paul das Theater. Bis zum 31. August 1944 wurde gespielt – zuletzt Lehar, dann wurde aus dem Theater ein Kino. Während der Straßenkämpfe im April 1945 brannte das Haus vollständig aus.

Heute erinnert eine Gedenktafel an das Rose-Theater und die Männer der Familie Rose.
Und ihre Frauen? Bernhard Roses Ehefrau Emma (1868-1935) war (mit drei Söhnen) von 1927 bis 1935 Direktorin des Theaters. Die Ehefrauen der drei Söhne aber waren ebenfalls Schauspielerinnen und Sängerinnen und Teil des Ensembles. Besonders berühmt und beim Publikum beliebt war Traute Rose, die Ehefrau von Paul Rose.
Traute Rose war am 12. Februar 1904 in Danzig als Martha Edeltraud Kummer auf die Welt gekommen. Seit sie zwölf Jahre alt war, bekam sie Musikunterricht. Und mit 15 Jahren ging sie zum ersten Mal ins Theater: Von nun an nähte Edeltraud Kummer »die Hüte mit der Miene einer beleidigten Königin« und lernte Rollen aus Reclamheftchen, die sie zwischen Bändern versteckt hatte. Als sie auf diese Weise das klassische Repertoire gelernt und sich selbst auch noch heimlich ein Gretchenkleid genäht und für einige Monate ebenso heimlich Schauspielunterricht genommen hatte, ging sie zum Direktor des Danziger Stadttheaters und stellte sich vor. Dieser erkannte die Begabung der jungen Frau. Aber die Mutter sagte nein und schickte die Tochter in das Putzmachergeschäft von Verwandten nach Berlin.

Edeltraut Kummer verdiente neben der Lehre durch Näharbeit Geld und nahm heimlich weiter Schauspielunterricht. Schließlich stimmten die Eltern zu, und sie konnte ihren Schauspielunterricht bei Carl Heine fortsetzen. 1924 sprach Traute Kummer, wie sie sich jetzt nannte, im Rose-Theater vor, wurde genommen und musste bei ihrem ersten Auftritt singen, anstatt das Gretchen zu spielen. Nach einem Zwischenspiel in Oldenburg 1924/25 kehrte sie nach Berlin zurück. Am 12. Mai 1927 heiratete die Schauspielerin in Danzig Paul Rose (1900-1973).

Traute Rose spielte alles: die Operettendiva und die Tragödin, besonders gern und oft aber die Frauengestalten von Gerhart Hauptmann. Die Frauen der Klassiker wurden »Alltagsmenschen«, passend für das Rose-Theater, passend für die Bewohnerinnen und Bewohner der Mietskasernen von Friedrichshain. Traute Rose wirkte außerdem in Hörspielen mit, führte Regie in Kindermärchen, organisierte den Theaterbetrieb und debütierte 1936 beim Film.

Nach 1945 folgte Traute Rose ihrem Ehemann nach Westdeutschland. Sie gastierte noch ein paar Mal in Berlin und spielte weiter auf der Bühne (…) und beim Film. Traute Rose starb am 10. Oktober 1997 in Baden-Baden.


Quellen
Gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014