Marie von Keudell

Maria von Keudell, Foto: arcadja.com, arcadja.com, Copyright
(geb. am 16.07.1838 in Launicken/Ostpreußen, gest. 1918 in Berlin), Landschaftsmalerin

DIE LANDSCHAFTSMALERIN

In der Königgrätzer Straße 31 (heute Stresemannstraße) wohnte mehr als dreißig Jahre die Malerin und Grafikerin Marie von Keudell, im Berliner Adressbuch als »Landschaftsmalerin« notiert. Sie wurde am 16. Juli 1838 als Tochter des Gutsbesitzers Rudolf von Keudell und seiner Ehefrau Hildegard in Launincken/Ostpreußen geboren. 1866 kam sie nach Berlin. 1877 zog die verwitwete Mutter mit der Tochter in eine Wohnung im Haus Königgrätzer Straße 31. (Diese Lebensform – verwitwete Mutter und ledige Tochter – war weit verbreitet).

Marie von Keudell absolvierte ihre Ausbildung zur Malerin bei den Landschaftsmalern Eduard Pape, Otto von Kameke und Adolf Dressler. Kameke und Pape waren Professoren und Mitglieder der Akademie der Künste. Seit 1866 beteiligte Marie von Keudel sich an Berliner Ausstellungen, zwischen 1893 und 1912 auch an der Großen Berliner Kunstausstellung. Ihre Bilder wurden von Wilhelm I., von der Kaiserin Friedrich und von Wilhelm II. gekauft. In der Vossischen Zeitung wurden die Ausstellungen regelmäßig besprochen. Da gab es manchen Verriss, denn unter den malenden Frauen war wohl noch immer eine Reihe von Dilettantinnen. Marie von Keudel wurde 1871 gemeinsam mit ihrer Freundin Paula Bonte, ebenfalls eine Landschaftsmalerin, gelobt: „…ein feines Naturgefühl und eine resolute Technik oft angenehm überrascht…“

Von 1867 bis 1916 war Marie von Keudel – so wie die Schwestern Lobedan – Mitglied im Verein Berliner Künstlerinnen, von 1878 bis 1916 als Mitglied des Vorstands und lange Jahre als zweite Vorsitzende. Die Wohnung der malenden Schwestern und die Zeichenschule des Vereins lagen nicht weit von ihrer eigenen Wohnung. Mit ihrer Freundin Paula Bonte, ebenfalls im Verein, teilte sie sich das Atelier. Marie von Keudel engagierte sich auch in der Frauenbewegung: 1893 war sie Vorsitzende der Kunstkommission der deutschen Kunstabteilung „Frauen“ für die Weltausstellung in Chicago, 1904 gehörte sie zu den Rednerinnen auf dem von Hedwig Heyl organisierten Internationalen Frauenkongress in Berlin. 1907 stellte die Illustrierte Frauen Zeitung Marie von Keudel mit ihrer Arbeit als schaffende Frau vor. Die Malerin reiste nach Italien, Frankreich, England und in die Schweiz.

Im Jahre 1912 zog sie in die Frobenstraße nach Schöneberg. Marie von Keudel starb Anfang Februar 1918 in Berlin.


Quellen
Gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014