Caroline Gliesche, geb. Zöllner

Friedhof der Märzgefallenen, gemeinfrei (GFDL)
(geb. 1820, gest. am 29.04.1848 in Berlin-Friedrichshain)

AUF DEM FRIEDHOF DER MÄRZGEFALLENEN

Drei Gräber erinnern auf dem Friedhof der Märzgefallenen an die Frauen der Revolution von 1848. Auf einer versteckten Grabplatte findet sich der Name Adeline Behm. Sie starb mit 29 Jahren an einer Schusswunde. Henriette Fuchs, geborene Rost, hätte ihre Mutter sein können. Das dritte Grab ist das von Caroline Gliesche, geborene Zöllner. Sie war mit einem Korbmacher verheiratet (…)

Ein Jahr jünger als Adeline Behm, wurde Caroline Gliesche am 19. März verwundet und starb mehr als einen Monat später, am 29. April 1848. Am 02. Mai 1848 wurde sie begraben.

Unter den Toten der Märzrevolution waren in Berlin insgesamt 11 Frauen. Unter den nach Spandau geschafften und auf dem Weg misshandelten Gefangenen war keine Frau – es wird vermutet, dass die meisten Militärs sich die Frauen als Kämpfende gar nicht vorstellen konnten und sie einfach laufen ließen. Die Kämpfe fanden vorwiegend in den eher bürgerlichen Gegenden statt. Aber auch dort waren es Frauen der Unterschicht, die sich aktiv beteiligten. Sie halfen vor allem beim Barrikadenbau und Kugelgießen oder trugen Steine in die oberen Stockwerke der Häuser.

Ganz anders die Frauen während der großen Demonstrationen im Sommer nach den Märztagen: Am 4. Juni 1848 fand der „Zug zum Friedrichshain“ statt. Eine riesige Menschenmenge zog zu den Gräbern der Märzgefallenen. »Einen erhebenden Anblick boten die mit der revolutionären Bewegung sympathisierenden Frauen, die dem Demokratischen Klub eine große „rote“ Fahne gestickt und diesem kurz zuvor feierlich überreicht hatten.«
Auch zwei Monate später, beim „Zug zum Kreuzberg“ am 6. August 1848, waren die Frauen dabei: Fahnen sticken, Kränze flechten, die Toten beweinen – das war die Rolle der Mehrzahl der bürgerlichen Frauen. Fast ein halbes Jahrhundert später nahm sich eine Frau, deren Vater 1848 in Breslau auf den Barrikaden gekämpft hatte, auf dem „Friedhof der Märzgefallenen“ das Leben: Agnes Wabnitz.


Quellen
Gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014