Gertrud Pappenheim

Fröbel-Bewegung, wikepedia
(geb. am 28.05.1871, gest. am 19.02.1964 in Berlin), PÄDAGOGIN

DIE PÄDAGOGINNEN

»Mit Berlin bin ich groß geworden. Von Berlin aus wurde viel für Friedrich Fröbel und den Kindergarten getan. Berlin war ein Zentrum der Fröbelbewegung. Neben meinem verehrten Vater und meiner lieben Schwester Anna durfte auch ich für Fröbel und den Kindergarten wirken. Möge sich der Kindergarten stets im Geiste seines Begründers entfalten, indem wir unseren Kindern leben.« (Aus einem Brief von Gertrud Pappenheim…)

Lange Jahre waren die beiden Schwestern Gertrud und Anna Pappenheim, verheiratete Wiener, bekannte Vertreterinnen der Berliner Fröbel-Bewegung. Im Nationalsozialismus wurden sie, da der Vater Protestant, aber jüdischer Herkunft war, aus ihrem Lebenswerk vertrieben.
Beide in Berlin geboren – Anna Pappenheim am 2. Januar 1868, Gertrud am 28. Mai 1871 -, wurden die Schwestern von ihrem Vater Eugen Pappenheim, einem bekannten Berliner Fröbel-Pädagogen, und seiner zweiten Frau (von den Kindern »2. Mutter« genannt), der Kindergärtnerin Anna Juliane Pappenheim, im Sinne der Fröbelschen Pädagogik erzogen. Als Kinder lebten sie in der Dresdener Straße, dann in der Alexandrinenstraße 65 und später Nr. 70…
Die »ganze Familie«, nun wieder mit Gertrud Pappenheim, zog zehn Jahre später (1911) in die Kleinbeerenstraße 26 und lebte dort bis in die 1930er Jahre: »Die Familie wohnte in einer Zwölfzimmerwohnung in der Kleinbeerenstraße, die wunderschön eingerichtet war, mit großen Vitrinen, Porzellan, Tafelsilber, Gemälden, Teppichen usw.« …
Beide Schwestern arbeiteten anfangs als Kindergärtnerinnen. Kindergärten des Fröbelvereins befanden sich Ende des 19. Jahrhunderts in der Mittenwalder Straße und in der Prinzenstraße. Die Kinderpflegerinnenschule war in der 7. Gemeindeschule in der Stallschreiberstraße…
Die jüngere Schwester Gertrud übernahm nach dem Tod des Vaters die Redaktion der Zeitschrift »Kindergarten« des deutschen Fröbel-Verbands und leitete von 1910 bis 1933 das Kindergärtnerinnenseminar der Königlichen (nach 1918 Staatlichen) Elisabethschule, das erste staatlichen Seminar dieser Art in Preußen.
Anna Wiener-Pappenheim wurde Leiterin des Kindergärtnerinnenseminars des Berliner Fröbelvereins. Sie war vor allem Verbandspolitikerin und als solche viele Jahre Vorsitzende des Berliner Fröbelvereins und der Berufsorganisation der Kindergärtnerinnen, Hortnerinnen und Jugendleiterinnen. Auch die Veröffentlichungen der Schwestern zur Fröbelschen Pädagogik wurden viel gelesen. Anna Wiener-Pappenheim forderte 1912 in der Zeitschrift »Kindergarten« eine bessere Ausbildung der Kindergärtnerinnen und die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Schule…
Gertrud Pappenheim, überzeugte Fröbel-Anhängerin, aber undogmatisch, forderte zwei Jahre später, 1914, die Synthese der Theorien von Friedrich Fröbel und Maria Montessori.
Während der NS-Diktatur konnten die beiden Schwestern nicht weiterarbeiten. Sie überlebten den Krieg »auf dem Lande« und flohen im März 1945 nach Westdeutschland.
Anna Wiener-Pappenheim starb am 14. Juni 1946 in Bad Pyrmont.
Gertrud Pappeheim lebte zuletzt in einem evangelischen Diakonissenhaus, sie starb am 19. Februar 1964 in Berlin. – Die zu Anfang zitierten Zeilen hatte sie kurz vor ihrem Tode an Nelly Wolffheim, die aus Deutschland vertriebene »Pionierin der psychoanalytischen Pädagogik«, geschrieben…

Gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014


Quellen
Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«