Valeska Gert, geb. Samosch

Valeska Gert, Foto: Frank Lonski
(geb. am 11.01.1892 in Berlin, gest. am 17.03.1978 in Kampen (Sylt)), Tänzerin, Schauspielerin, Kabarettistin

Im Alter von sieben Jahren begann Valeska Gert auf Wunsch ihrer Mutter mit dem Tanzunterricht. Sie entwickelte sich zu einer außergewöhnlichen Tänzerin. Schon kurz nach ihrem ersten Auftritt 1916 kam sie an die Münchener Kammerspiele und hatte dort Erfolge als Solotänzerin, wie später auch in Berlin. Ihr Ausdruck war oft pantomimisch, ekstatisch und grotesk, so verkörperte sie diverse Personen, z.B. Politiker, Boxer, Prostituierte, Kupplerinnen, sogar – ganz radikal – den Tod, bis zur Todesstarre. Sie tanzte Emotionen wie den Orgasmus, was zu dieser Zeit ein Skandal war.

1915/16 nahm sie Schauspielunterricht und spielte in den 20er Jahren in zahlreichen Filmen mit. Unter anderem in Stummfilmen von G. W. Pabst, wie „Die Dreigroschenoper“, „Tagebuch einer Verlorenen“ und mit großem Erfolg in „Die freudlose Gasse“. In „Tagebuch einer Verlorenen“ verkörperte sie eine sadistische Lehrerin in einem Heim für gefallene Mädchen.

Als das Medium Film neu war, drückte sie in ihrem Tanz die Zeitlupe, den Zeitraffer und den Filmschnitt aus. 1923 tanzte sie in „Salome“. Später trat sie mit einer Pantomime über die brutale KZ-Kommandeuse Ilse Koch auf. Unter anderem trug sie Gedichte und Chansons mit suggestivem Körpereinsatz vor.

Sie wurde 1925 als Tod gemalt von Wassiljef (einem Bauhausschüler), 1929 als Chansonette von Jeanne Mammen, tanzend von Charlotte Berend-Corinth in einer Graphik-Folge.

Anfang der 1930er Jahre führte sie ein Kabarett namens „Kohlkopp“. 1933 floh sie vor den Nazis, als ‚entartet‘ verfolgt, nach Frankreich und England. Mit ihrem 1936 geehelichten zweiten Mann Robin Hay Anderson, einem Schriftsteller, emigrierte sie dann in die USA. Auch dort betrieb sie ein Kabarett namens „Beggars Bar“. Als Pianisten engagierte sie den 17jährigen Georg Kreisler, Tennessee Williams war dort Kellner und trug seine Gedichte vor. 1931 schrieb sie ein Buch namens „Mein Weg“, in dem sie fortschrittliche Musiktheorien vorstellte, unter anderem Geräuschmusik, Vokalmusik und das „Cut-Up-Verfahren“.

1949 kehrte sie nach Berlin zurück und betrieb wiederum ein Kabarett, es hieß „Bei Valeska“, und danach ein weiteres namens „Hexenküche“. Dort trat auch Klaus Kinski auf. 1951 leitete sie auf Sylt das Nachtlokal „Ziegenstall“. Später betätigte sie sich wieder als Schauspielerin, u.a. 1965 in „Julia und die Geister“ von Federico Fellini. Sie spielte in einer TV-Serie von R. W. Fassbinder und in Volker Schlöndorffs „Der Fangschuß“ mit. Dieser drehte 1976 einen Dokumentarfilm mit der 84jährigen Valeska Gert namens „Nur zum Spaß, nur zum Spiel“, in dem sie über ihr Leben spricht und zusätzlich einige Szenen tanzt. Werner Herzog wollte sie in einer Neuverfilmung des „Nosferatu“, sie verstarb aber vor Beginn der Dreharbeiten.

Ihr Nachlass befindet sich in der Akademie der Künste Berlin. Ihr ist ein Stern auf dem „Walk of Fame des Kabaretts“ gewidmet. An der Freien Universität Berlin, am Institut für Theaterwissenschaften, gibt es eine „Valeska-Gert-Gastprofessur für Tanz und Pantomime“. Valeska Gert wurde auf dem Friedhof Ruhleben (Am Hain) in einem Ehrengrab beigesetzt. In Friedrichshain ist eine Straße zwischen Ostbahnhof und Wahrschauer Straße nach ihr benannt.


Quellen/Links
de.wikipedia.org/wiki/Valeska_Gert
www.wider-des-vergessens.org