Luise Fuhrmann

Krankenhaus Friedrichshain, gemeinfrei (GFDL)
(geb. 1843 in Czluchow in Schlochau/Pommern, gest. am 31.05.1896 in Berlin), Erste Oberin des Krankenhauses im Friedrichshain

DIE ERSTE OBERIN DES KRANKENHAUSES IM FRIEDRICHSHAIN

Am Rande des Friedrichshains wurde im Jahre 1874 das erste städtische Krankenhaus der Reichshauptstadt eröffnet, weil die Luft hier besser war; jedoch moderne Krankenpflege fehlte. Bereits 1869 hatte Rudolf Virchow…einen Vortrag…über die berufsmäßige Ausbildung zur Krankenpflege, auch außerhalb der Kirche gehalten. Virchow fand eine »Verbündete« in der Kronprinzessin Viktoria, der späteren »Kaiserin Friedrich«. Sie forderte drei Jahre später in einem Memorandum die Ausbildung gebildeter Frauen zu Krankenpflegerinnen. Sie sollten die »Krankenwärterinnen« ablösen und einen inhaltlich befriedigenden und materiell lohnenden Beruf finden. Um ihre Ideen in die Praxis umzusetzen, gründete sie die Vereinigung der Viktoriaschwestern, die keine konfessionelle Beschränkung kannte…

Die Person, die im Zentrum der zukünftigen Arbeit stehen sollte, war Luise Fuhrmann. Aber, wie es im ersten Satz des Nachrufes heißt: »Die Schlachten der Frauen werden auf stillen Schlachtfeldern geschlagen«…

Im Jahre 1843 als Tochter eines Beamten in Pommern - (heute: Czluchow), geboren, war Luise Fuhrmann ursprünglich Lehrerin und hatte elf Jahre in England als Erzieherin gearbeitet. Um 1868/1878 absolvierte sie in England eine theoretische und praktische Ausbildung in der Krankenpflege, darunter an der Krankenpflegeschule des St. Thomas Hospitals in London.

Fast 40-jährig kam Luise Fuhrmann 1882 nach Berlin und wurde am 1. Januar 1883 Oberin des Viktoriahauses für Krankenpflege. Nur ein Jahr später, im Mai 1884, übernahm sie dann mit vier Viktoriaschwestern die Pflegerinnenschule und die Krankenpflege in einem Pavillon des Krankenhauses im Friedrichshain…

Die Verbindung zu Viktoria blieb eng: Die Kronprinzessin unterstützte das Krankenhaus mit Spenden. Und die Oberin Luise Fuhrmann stand im Briefwechsel mit der adeligen Frau, sie erhielt den »Luisenorden« und pflegte schließlich den an Krebs erkrankten Kaiser während seiner letzten Lebenstage im Jahre 1888. Im Krankenhaus im Friedrichshain konnten die Viktoriaschwestern durch ihre Arbeit überzeugen. Mitte der 1890er Jahre gab es über 200 Pflegerinnen dieser exklusiven Schwesternschaft im Krankenhaus eines Arbeiterbezirkes. Im Oktober 1893 erhielten die Viktoriaschwestern in der Landsberger Allee 19/20 ein eigenes Schwesternwohnheim, das »Viktoriahaus«. Hier wohnte auch die Oberin. In demselben Jahr gehörte Luise Fuhrmann zu den Unterzeichnerinnen des Aufrufes zur Gründung der »Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit«.

Luise Fuhrmann starb am 31. Mai 1896. Begraben wurde sie auf dem Sankt Georgen-Kirchhof in der Landsberger Allee.


Quellen
gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014