Helen Ernst

Helen Ernst, Foto: Bundesarchiv - Wikimedia Commons, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 10.03.1904 in Athen, gest. am 26.03.1948 in Schwerin), LINKE und Künstlerin/aktiv im Widerstand gegen NS-Regime

Helene Ernst wurde am 10. März 1904 in Athen als uneheliche Tochter des Diplomaten Otto Ernst und seiner Haushälterin, der Verkäuferin Bernadine Ebermann, geboren. Sie wuchs – vom Vater adoptiert, von der Mutter »aus Standesgründen« getrennt – in der Schweiz und in Deutschland auf. In Stuttgart besuchte Helene Ernst eine evangelische Höhere Töchterschule. Als der Vater im Jahre 1919 an das Auswärtige Amt in Berlin versetzt wurde, wechselte sie auf das Berliner Augusta-Lyzeum…

Von 1921 bis 1924 studierte Helene Ernst: zuerst an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums in der Kreuzberger Prinz-Albrecht-Straße 8 (ab Mai 1933 Sitz der Gestapo), dann an der Staatlichen Kunstschule Schöneberg, an der sie ihren Abschluss als Zeichenlehrerin machte. Während dieser Jahre änderte sie ihren Namen zu »Helen« und traf 1922 auch zum ersten Mal ihre Mutter, die als Arbeiterin in Braunschweig lebte. Im Jahre 1924, nach dem Studium, bekam Helen Ernst eine Stelle als Lehrerin für Modezeichnen an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in der Andreasstraße 1-2 in Berlin-Friedrichshain…

Helen Ernst gehörte neben dem Grafiker Walter Heisig und dem Bildhauer Heinz Tichauer zu den »Linken«. Sie blieb dort bis 1931. Gleichzeitig arbeitete sie freiberuflich als Grafikerin und Pressezeichnerin. 1929 hatte die junge Künstlerin ihre erste kleine Ausstellung. In demselben Jahr heiratete sie den Maler und Schriftsteller Wolf Hildebrandt. Die Ehe wurde 1931 wieder geschieden. Im Jahr der Ehescheidung trat Helen Ernst der KPD und der ASSO (Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands) bei. Außerdem engagierte sie sich bei der Roten Hilfe. Ihr künstlerisches Vorbild wurde Käthe Kollwitz…

Bereits im ersten Jahr der NS-Diktatur wurde Helen Ernst als politische Gegnerin der Nazis zweimal verhaftet…Ihre Wohnung…und ihre Arbeiten wurden zerstört. 1934 emigrierte die Künstlerin in die Niederlande. Hier arbeitete sie als Pressezeichnerin…und beteiligte sich mit ihrer Arbeit am Widerstand gegen das NS-Regime…1939 wurde ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Am 6. Dezember 1940 verhaftete die SS/Gestapo sie in Amsterdam und deportierte sie nach Deutschland. Hier war Helen Ernst von April 1941 bis Mai 1945 Häftling im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, seit September 1944 in einem Nebenlager an der Ostsee. Nach der Befreiung durch die Rote Armee zog sie nach Schwerin und heiratete dort den Tischler Paul Beckmann…

Nach einer Auseinandersetzung wurde ihr der Status »Opfer des Faschismus« aberkannt und 1947 ein Verfahren gegen sie eröffnet. 1948 konnte sie mit der Hilfe des Malers Hans Grundig ihre Rehabilitation durchsetzen. Geschwächt durch die Folgen der KZ-Haft und psychisch gebrochen durch den Vorwurf der Spitzeltätigkeit, starb Helen Ernst am 26. März 1948 in Schwerin an Tuberkulose. Beigesetzt wurde sie auf der Insel Rügen.


Quellen
gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014