Rosa Helfers

Frauengefängnis Barnimstrasse, wikipedia, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 30.09.1885 in Hamburg, gest. am 01.03.1965 in Hameln), Mitglied des Preußischen Landtags in Berlin (Sozialdemokratin)

DEUTSCHLANDS ERSTE GEFÄNGNISDIREKTORIN

Nach der »Machtübernahme« der Nationalsozialisten 1933 wurde die Direktorin des Frauengefängnisses Barnimstraße, Rosa Helfers, entlassen. Nicht, weil sie eine Frau war und in leitender Position nicht mehr erwünscht, sondern aufgrund des »Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums«: Rosa Helfers war Mitglied der SPD.
Die Zeitschrift »Der Strafvollzug« meldete die Entlassung in der letzten Nummer von August/September 1933. Gleichzeitig kritisiert ein preußischer Ministerialrat die »Auswüchse im früheren liberalistischen-demokratischen Strafvollzug«...

Rosa Helfers, geborene Boye, war von 1929/30 bis zu ihrer Entlassung die erste und einzige Gefängnisdirektorin im Deutschen Reich. Sie stammte aus Hamburg, wo sie am 30. September 1885 in einem sozialdemokratischen Elternhaus geboren wurde. Nachdem sie eine Ausbildung als Kindergärtnerin absolviert hatte, heiratete sie 1902 od. 1903 den Glasmacher Ludwig Helfers (1876-1950), Sozialdemokrat wie ihr Vater. 1907 trat auch Rosa Helfers in die SPD ein – unter einem männlichen Namen, da Frauen die Mitgliedschaft in politischen Parteien verboten war. Im Jahre 1911 zog die Familie nach Hameln…Das Ehepaar Helfers hatte keine Kinder. (Sie adoptierten 1923 ein Mädchen.)

Rosa Helfers begann eine »politische Karriere«: 1918/19 war sie die einzige Frau im Hamelner Arbeiter- und Soldatenrat und wurde in das Stadtparlament von Hameln gewählt, zuständig für die Sozial- und Jugendfürsorge. Sie war Mitbegründerin oder Mitinitiatorin der Arbeiterwohlfahrt, der Ortsgruppe der Naturfreunde, der Volksbühne und der Freidenker in Hameln…

Von 1921 bis 1933 war die Sozialdemokratin Mitglied des Preußischen Landtags, Berlin wurde zum (politischen) Arbeitsort. Ihr Thema war wiederum die Sozialfürsorge, aber auch die Arbeit der Frauen in der Justizverwaltung. Ein Beispiel:…(Preußischer Landtag/Februar 1927)…Rosa Helfers monierte die fehlende, obwohl schon vor Jahren beschlossene Gleichstellung der weiblichen Aufsichtsbeamtinnen mit den männlichen Beamten. Bereits während des Kaiserreichs hatte Rosa Helfers ehrenamtlich in der Gefangenenfürsorge gearbeitet. Als Abgeordnete absolvierte sie nebenher eine Ausbildung als Gefängnisfürsorgerin und machte 1928 ihren Abschluss. Sie wurde 1929 Oberin des Frauengefängnisses Barnimstraße. Sie wohnte nun in einer Dienstwohnung in der Weinstraße. 1930 wurde sie zur Strafanstaltsdirektorin ernannt…

Nach ihrer Entlassung 1933 kehrte sie zurück nach Hameln; sie half politischen Häftlingen, indem sie ihre Kontakte zu den alten Sozialdemokraten unter den Aufsichtsbeamten nutzte.
Sie wurde mehrmals verhaftet und verbrachte 1944 ein halbes Jahr in einem Arbeitserziehungslager. Nach dem Ende der Diktatur gehörte Rosa Helfers zu jenen, die sich von neuem engagierten. Sie wurde 1945 in den Stadtrat von Hameln gewählt und war von 1947 bis 1952 Mitglied des Niedersächsischen Landtags. Nach langer Krankheit ist sie am 1. März 1965 in Hameln gestorben.


Quellen
gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014