Ida Wilcke

(geb. am 22.10.1876 in Glatz/Klodzko, gest. 1941 in Frauenzuchthaus Schlesien), 1. Betriebsrätin Fa. Landauer Berlin-Friedrichshain

DER ALLTÄGLICHE WIDERSTAND

Ida Wilcke war Kommunistin, und sie steht an dieser Stelle auch für viele andere Frauen aus der Arbeiterbewegung. Geboren am 22. Oktober 1876 in der niederschlesischen Kreisstadt Glatz (heute: Klodzko/Polen), lebte sie seit 1908 in Berlin-Friedrichshain. Während des Kaiserreichs war sie Mitglied im Deutschen Textilarbeiterverband und in der SPD. Über die linke Abspaltung der Sozialdemokraten, die USPD, kam sie in den 1920er Jahren zur KPD.

Der Mädchenname von Ida Wilcke und auch das Jahr ihrer Eheschließung fehlen. Verheiratet war sie mit Kurt Wilcke (Metallarbeiter). Seit 1916 wohnten sie in der Kochhannstraße 21.

Während der Weimarer Republik arbeitete Ida Wilcke bei der Firma Landauer Strickwaren in der (nicht mehr existierenden) Markusstraße. Dort war sie die erste »rote Betriebsrätin«. Als KPD-Mitglied war sie auch Mitglied des Roten Frauen- und Mädchenbundes, der Roten Hilfe und der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Nach 1933 setzte sie ihre Arbeit in der Illegalität fort. Im Unterbezirk Friedrichshain I der KPD, zu dessen Leitung auch die Stadtverordnete Frieda Rosenthal gehörte, war sie in der illegalen Gruppe des Stadtteils »Viehhof« organisiert.

Die Wohnung in der Kochhannstraße wurde zur zentralen Anlaufstelle für Kuriere (Empfangs- und Verteilerstelle für illegales Material, Ort für Funktionärstreffen). Ida Wilcke sammelte weiterhin Beiträge für die Rote Hilfe, nun für die Familien der Inhaftierten. Die Gruppe gab eine eigene illegale Zeitung heraus, die Friedrichshainer Rote Fahne. Am 20. Mai 1936 wurde Ida Wilcke mit ihrem Ehemann verhaftet, Kurt Wilcke starb noch während der Untersuchungshaft. Vor dem Kammergericht standen 82 Angeklagte aus dem Unterbezirk Friedrichshain I. Darunter war auch der Sohn des Ehepaares.

Ida Wilcke wurde am 17. Juni 1937 wegen »Vorbereitungen zum Hochverrat« zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Sie verbüßte die Strafe im Frauenzuchthaus Jauer in Schlesien. 1941, kurze Zeit nach ihrer Entlassung, starb Ida Wilcke wegen ihres geschwächten Zustandes.
Für sie gibt es keine Gedenktafel, es fehlt die heroische Tat. Erinnert werden müsste an die »Kleinarbeit« in der Illegalität, den alltäglichen Mut und an einen Tod aus Erschöpfung. So aber sah der Widerstand der meisten aus (ob Frauen oder Männer) – dem Leben ähnlich, das sie vor 1933 nicht allein in Berlin geführt hatten, Alltagsleben.


Quellen
ekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014