Minna Neumann

Minna Neumann, gemeinfrei (GFDL)
), Vorsitzende des Verbandes der Eisenbahnbeamtinnen der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnen und der Reichseisenbahnbeamtinnen

DIE ERSTE FAHRKARTENVERKÄUFERIN IM SCHLESISCHEN BAHNHOF:

Am 8. Februar 1882 berichtete das Berliner Tagesblatt in den Lokalnachrichten über die Eröffnung der Berliner Stadtbahn zwischen dem Schlesischen Bahnhof und Charlottenburg. Der Berichterstatter hatte den Bahnhof Friedrichstraße besucht… Und auf dem Schlesischen Bahnhof traf der Journalist auf »Fräulein Minna Neumann, eine sehr anmutige junge Dame«. Sie eröffnete dort den Fahrkartenschalter und damit »die Geschäftstätigkeit« der Berliner Stadtbahn.

Minna Neumann war eine von 27 Frauen, die am 7. Februar 1882 an den Stationen der Berliner Stadtbahn ihren Dienst begannen. Zwar hatte die Bahn seit 1873 Frauen eingestellt, aber nur vereinzelt und meist in Telegrafenämtern, in der Gepäckabfertigung oder an den Fahrkartenschaltern der großen Fernbahnhöfe. Nun trafen die Fahrgäste immer öfter auf die »Frau hinter dem Schalter«: Ein neuer Frauenberuf war im Entstehen.

Für die Bahn bedeutete dies eine Ersparnis, die Frauen erhielten niedrigere Löhne als die Männer. Gefordert wurde der Abschluss einer Höheren Töchterschule, Heirat bedeutete für die Beamtinnen die Entlassung.

Im Jahre 1905 gründeten die Eisenbahnbeamtinnen einen Berufsverband, den Verband der Eisenbahnbeamtinnen der Preußisch-Hessischen Staatseisenbahnen und der Reichseisenbahnen. Minna Neumann wurde 1906 die Vorsitzende und blieb es bis 1911, dem Jahr ihrer Pensionierung. Vier Jahre später, 1915, wurde der Verband Mitglied im Bund Deutscher Frauenvereine.

Die ledige Minna Neumann wohnte zur Zeit ihrer Anstellung als Fahrkartenverkäuferin sicherlich bei ihrer Familie… Erst um 1901 taucht sie als Hauhaltsvorstand »Neumann, M. Bahnbeamtin« im Berliner Adressbuch auf. Sie wohnte im Haus Petersburger Straße 88 in Friedrichshain.

Im Jahre 1916 schrieb Minna Neumann einen Artikel über Die Gründung und Entwicklung des Eisenbahnbeamtinnen-Vereins im seit 1909 erscheinenden offiziellen Organ des Verbandes Die Eisenbahnbeamtin. Die Redaktion dieser Zeitschrift war in Kreuzberg, in der Gitschiner Straße 82.


Quellen
Gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014