Emma Klara Döltz, geb. Lehmann

Emma Döltz, gemeinfrei (GFDL)
(geb. am 14.02.1866 in Berlin, gest. am 16.03.1950 in Fulda), Dichterin

HEIMARBEITERIN UND DICHTERIN

In der Forster Straße 44 in Berlin-Kreuzberg wohnte von 1901 bis 1926/27 Emma Klara Döltz, geborene Lehmann. Im Berliner Adressbuch war als Haushaltsvorstand bis 1920 für die Wohnung im Hinterhof der Schlosser Richard Döltz, ihr Ehemann, eingetragen.

Emma Döltz, am 14. Februar 1866 geboren, hatte als Kind im Armenhaus in Steglitz gelebt und bereits als 14-Jährige in einer Stahlfederfabrik gearbeitet. Sie heiratete einen Arbeiter und bekam drei Kinder. Wie so viele Ehefrauen arbeitete sie als Heimarbeiterin, sie nähte Posamenten, das heißt Besatzartikel, Borten.

In den 1890er Jahren besuchte sie eine Versammlung, in der der beliebte Berliner Sozialdemokrat Paul Singer sprach und den anwesenden Frauen ihre gesellschaftliche Lage erklärte. Emma Döltz begann, sich in der sozialdemokratischen Partei zu engagieren.

Schon als kleines Mädchen hatte sie sich Märchen und Lieder ausgedacht. Seit 1894 erschienen ihre überaus beliebten Gedichte und Geschichten in der von Clara Zetkin redigierten »Gleichheit« , der Frauenzeitung der SPD. Viele Gedichte waren Teil des politischen Tageskampfes, wie zum Beispiel dieses Gedicht…

Das Wahlrecht her!
In der Arbeit mächt'gen Kreis
Sind wir längst hineingerissen.
Unsrer flinken Hände Fleß
Kann die Erde nicht mehr missen.
Bei des Hammers hartem Schlag,
Bei dem Sausen der Maschinen
Mühen wir uns Tag für Tag,
Nur das Brot uns zu verdienen.

Ihre Tochter erinnerte sich später:
»Wenn wir unsere Schulaufgaben oder die häuslichen Pflichten erledigt hatten, saßen wir bei der Mutter, die uns lange und schöne Geschichten erzählte. Wir Größeren halfen ihr dann bei der Arbeit…«

Während der Weimarer Republik war Emma Döltz Bürgerdeputierte im Bezirk Kreuzberg.
1927 zog sie aus ihrem Heimatbezirk nach Mahlsdorf. 1933 war sie zweite Vorsitzende der Berliner Arbeiterwohlfahrt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließ sie Berlin und lebte bis zu ihrem Tode bei ihren Kindern in Fulda. Emma Döltz starb am 16. März 1950.

„Emma Döltz gehörte zu dem Kreis der großen Alten, der mit den Namen August Bebel, Wilhelm Liebknecht, Klara Zetkin, Rosa Luxemburg, Marie Wengels und Marie Juchacz am besten umrissen ist“, stand am 26. März 1950 in einem Nachruf.


Quellen
Gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014