Eleonore Wilhelmine Ottilie Beschort

Eleonore Wilhelmine Ottilie Beschort
(geb. 1812, gest. am 14.04.1881 in Berlin), Rentière und Stifterin

DIE STIFTERIN

Im Krankenhaus Am Urban, „im Vestibüle links am Eingang“, wurde lange Zeit an diese Frau erinnert. Auf einer Tafel aus Marmor stand: "Zum ehrenden Gedächtnis an Fräulein Eleonore Wilhelmine Ottilie Beschort, gestorben am 14. April 1881, deren der Stadtgemeinde Berlin testamentarisch überwiesener Nachlass im Betrage von 600.000 Mark zum Bau dieses Krankenhauses mit verwendet worden ist." Die Tafel ist verschollen, die Stifterin Ottilie Beschort vergessen – dabei hatte sie es sich mit ihrem Testament nicht leicht gemacht.

Geboren im Jahre 1812 als Tochter des Hofschauspielers und Sängers Friedrich Jonas Beschort , 1767-1846, und seiner Ehefrau Wilhelmine Karoline, geb. von Preuß, hatte Ottilie Beschort als Rentière gelebt – also standesgemäß als unverheiratete bürgerliche Frau vom (geerbten) Vermögen. Im Februar 1862 lud sie die „Testamentsdeputierten“ des Königlichen Amtsgerichts I in ihre damalige Wohnung in der Marienstraße 20 und ließ ihren letzten Willen protokollieren: "Ich vermache hiermit mein ganzes Vermögen der Stadtgemeinde zu Berlin Behufs Gründung einer Krankenanstalt unter dem Namen 'Ottilie und Mathilde Beschort’sche Stiftung'".

Ottilie Beschort war sich nicht sicher, ob ihr Vermögen zum Bau eines Krankenhauses ausreichen würde und änderte das Testament in den folgenden Jahren einige Male, ohne dieses Ziel aus den Augen zu verlieren. Aber die Testamentsänderungen betrafen nicht allein die Finanzen der Stifterin: Ihre (strenge) Moral, die sie mit der Mehrheit ihrer Zeitgenossinnen teilte, ließ sie 1869 bestimmen, dass "Personen, die infolge geschlechtlicher Ausschweifung an Syphilis erkrankt sind, sowie Personen, die an Säuferwahnsinn, Tobsucht und dergleichen leiden, von der Aufnahme in das vorerwähnte Krankenhaus ausgeschlossen werden."

Ottilie Beschort lebte zum Zeitpunkt ihres Todes, am 14. April 1881, in der Leipziger Straße 135. Begraben wurde sie auf dem Kirchhof der Dreifaltigkeitsgemeinde. Die Stadtverwaltung verwendete nach ihrem Tod das Erbe im Sinne des ersten Testaments. Es wurde 20 Jahre später für den Bau des Krankenhauses Am Urban verwendet. An die moralischen Vorstellungen der Stifterin hielt man sich aber in dem im Juni 1890 eröffneten Krankenhauses nicht; Geschlechts- und Alkoholkranke wurden ausdrücklich aufgenommen.


Quellen
Gekürzte Fassung aus: Dietlinde Peters, »…und keiner kriegt mich einfach krumm gebogen…«, herausgegeben vom Friedrichshain-Kreuzberg Museum, BERLIN STORY VERLAG 2014